Russland: Die Angst vor der Verweichlichung
Russlands Präsident und Kriegsherr Wladimir Putin stieg einst im Apparat des Geheimdienstes auf und präsentiert sich seit jeher bevorzugt als harter, kerniger Mann der Tat, ein Bild, das er früher gern mit Fotos von oberkörperfreien Ritten in der Wildnis bekräftigte. Jeder Verdacht der Dekadenz würde diese Selbstdarstellung unterlaufen. Daher umgibt ihn zwar in seiner Machtzentrale im Kreml durchaus üppiger zaristischer Pomp, doch seinen persönlichen Luxus hält der Herrscher lieber im Verborgenen. So war es ein besonderer Coup, als 2021 ein Investigativ-Team um den inzwischen in Gefangenschaft ums Leben gekommenen Regimekritiker Alexei Nawalny eine Film-Dokumentation über einen Palastkomplex in italienischem Stil am Schwarzen Meer veröffentlichte, der niemand anderem gehöre als Putin. Knapp eine Milliarde US-Dollar sei das Anwesen teuer und nur durch riesige Bestechungssummen ermöglicht worden. Putin dementierte vehement – und verwies auf einen befreundeten Oligarchen, der sich prompt zum Eigentümer des Komplexes erklärte.
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