
Flucht über die Grenze
Es ist eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten aus der DDR: In der Nacht des 15. September 1979 bestiegen zwei Familien auf einer Wiese bei Oberlemnitz (heute Thüringen) die Plattform eines selbst genähten Heißluftballons. Ihr Ziel: die Bundesrepublik Deutschland. Monatelang hatten die Familien von Peter Strelzyk und Günter Wetzel heimlich Stoffbahnen besorgt, genäht, Halterungen konstruiert. Zwei Ballons hatten sie bereits zuvor gebaut, die jedoch beide versagt hatten. Nun setzten die acht Familienmitglieder ihre gesamte Hoffnung auf den 28 Meter hohen, 20 Meter breiten Ballon, dessen Hülle aus nicht weniger als vier unterschiedlichen Stoffen zusammengestückelt war. Die kleine Plattform darunter, mit ihrem niedrigen Geländer, trug in der Mitte vier Propangasflaschen, um die sich die Flüchtlinge beim Start kauerten. 28 Minuten dauerte die Fahrt Richtung Westen, bevor der Ballon in einem Wald niederging. Aber wo genau? Erst vorsichtige Erkundungen der beiden Familienväter ergaben: Sie waren bei Naila in der Nähe von Hof gelandet, in Oberfranken – in Freiheit.
© Günter Wetzel