
Die Artistin der Lüfte
Heißluftballons entwickelten sich Ende des 19. Jahrhunderts zu Publikumsmagneten. Als erste professionelle Ballonfahrerin sollte die Französin Sophie Blanchard (1778-1812) in die Geschichte eingehen. Aus einfachen Verhältnissen stammend, heiratete sie 1804 den Ballonfahrer Jean-Pierre Blanchard. Mit ihm fuhr sie im Ballon von Calais nach Dover – sie waren das erste Ehepaar, das diese Reise absolvierte. Nachdem ihr Mann bei einem Absturz gestorben war, entschloss sich die verarmte Witwe, weiterzumachen: Sie trat mit ihrem Ballon bei Veranstaltungen auf, setzte sich sogar auf eine darunter hängende Schaukel und führte Kunststücke vor. Napoléon Bonaparte ernannte sie zur "Kaiserlichen Aeronautin"; sowohl anlässlich seiner Hochzeit 1810 als auch zu Ehren der Geburt seines Sohnes 1811 trat Sophie auf. Doch die Leidenschaft wurde ihr zum Verhängnis: Als sie am 6. Juli 1819 über Paris aufstieg, um in 300 Metern ein Feuerwerk zu entzünden, setze ein Feuerwerkskörper den Ballon in Brand. Die Zuschauer jubelten – sie hielten das Feuer für eine besonders spektakuläre Inszenierung. Sophie Blanchard starb. Ihr Grabstein, der noch heute auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise steht, zeigt ihren in Flammen aufgehenden Ballon. Eine Inschrift lautet "Opfer ihrer Kunst und Unerschrockenheit".
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