
Der Machtpolitiker: Otto von Bismarck
Nur acht Tage nach seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten hält Otto von Bismarck am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses seine berühmteste Rede. Preußen ist zu dieser Zeit politisch gelähmt: König Wilhelm I. will sein Heer reformieren und deshalb den Militäretat erhöhen, doch die Parlamentarier verweigern ihm die Zustimmung. Bismarck soll den Konflikt lösen – und tut es auf seine Weise. Er setzt sich kurzerhand über die Verfassung hinweg, drückt die Heeresreform gegen den Willen der Abgeordneten durch. Knapp ein Jahrzehnt später hat Preußen drei erfolgreiche Kriege geführt und den ersten deutschen Nationalstaat geschaffen. In der Rückschau wirken Bismarcks Worte vor der Budgetkommission wie eine Prophezeiung: „Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut.“
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