Betty Ford, First Lady von 1974 bis 1977: Die Unverblümte
Eigentlich wollte Betty Ford nie ins Weiße Haus. Vielmehr war geplant, dass ihr Mann sich bald aus dem Kongress zurückziehen sollte. Doch als Präsident Richard Nixon 1974 infolge der Watergate-Affäre zurücktrat, rückte sein Vize Gerald Ford als 38. Präsident der USA nach. Die neue First Lady nahm sich vor, das Beste daraus zu machen: Wenn sie schon ins Weiße Haus ziehen müsse, beschloss sie, "sollte ich wenigstens auch Spaß dabei haben." Doch der Spaß hielt sich in Grenzen: Kurz nach dem Amtsantritt ihres Mannes musste Betty sich wegen einer Brustkrebserkrankung behandeln lassen. Dass sie öffentlich darüber sprach, rührte an ein Tabu – und schuf ein neues Bewusstsein für die oft schamhaft verschwiegene Krankheit. Dass sie im Weißen Haus außerdem weiter mit ihrer langjährigen Alkohol- und Tablettensucht zu kämpfen hatte, wussten dagegen nur wenige. Auf unprätentiöse Art lockerte sie die steifen Sitten im Weißen Haus; als Aktivistin setzte sie sich für die Gleichberechtigung der Frau und das Recht auf Abtreibung ein; im Fernsehen sprach sie offen darüber, dass sie weder gegen vorehelichen Sex noch den Gebrauch von Marihuana war. Die Amtszeit ihres Mannes währte nur bis zur nächsten Wahl. Danach begann für Betty Ford ihr größtes Projekt: Sie schaffte den Entzug – und gründete 1982 in Kalifornien das "Betty Ford Center", eine auf Alkohol- und Drogenentzug spezialisierte Klinik, deren Konzept besonders auch auf die Bedürfnisse abhängiger Frauen abgestimmt war. Bis heute lassen sich dort Patienten behandeln, darunter viele Prominente. Es ist Betty Fords größtes Vermächtnis.
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