
Mary Lincoln, First Lady von 1861 bis 1865: Die Unglückliche
Ihr Leben war reich an Dramen: Mary stammte aus einer wohlhabenden Südstaatenfamilie, deren Reichtum nicht zuletzt auf Sklavenarbeit fußte. In jungen Jahren galt Mary als witzig, sarkastisch und überaus lebhaft. 1842 heiratete sie mit 24 Jahren den rund zehn Jahre älteren Abraham Lincoln – "einen armen Niemand", wie er später selbst schrieb. Mit ihm bekam sie vier Kinder. Mary glaubte fest an die große Bestimmung ihres Mannes, der 1860 tatsächlich die Wahl zum 16. Präsidenten der USA gewann. Doch mit dem Einzug ins Weiße Haus begann für die ehrgeizige First Lady eine schwere Zeit: Kritiker bemängelten, sie verprasse Geld für rauschende Feste und kostspielige Renovierungen. Im US-Bürgerkrieg geriet sie zwischen die Fronten: Ihr Mann war Gegner der Sklaverei, und so galt Mary bei den Südstaatlern in ihrer alten Heimat als Verräterin. Aber auch unionstreue Bürger misstrauten ihr aufgrund ihrer Herkunft. Als sie nach dem Tod eines ihrer Söhne 1862 in tiefe Trauer verfiel, musste sie sich vorwerfen lassen, ihre repräsentativen Pflichten als First Lady zu vernachlässigen. Mary litt in Washington unter Einsamkeit, Migräneanfälle quälten sie. Trost fand sie bei ihrer wohl einzigen Freundin, einer ehemaligen Sklavin – die ihre Erlebnisse jedoch später zu Marys Entsetzen in einem Buch veröffentlichte. Als Präsident Lincoln am 14. April 1865 bei einer Theatervorführung erschossen wurde, saß Mary direkt neben ihm. Die 17 Jahre bis zu ihrem Tod verbrachte sie in Trauer und Depression, überwarf sich mit ihrem einzigen noch lebenden Sohn, lebte zeitweise in einer psychiatrischen Anstalt. Schließlich zog sie ins Haus ihrer Schwester in Springfield, wo sie 1882 starb. Es war das Haus, das sie 40 Jahre zuvor als Braut von Abraham Lincoln verlassen hatte.
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