
Dolley Madison, First Lady von 1809 bis 1817: Die Netzwerkerin
Dolley Madison ist die erste First Lady der USA, von der ein Foto existiert: Erst 2024 wurde die mehr als 175 Jahre alte Daguerreotypie versteigert, die die Frau des vierten US-Präsidenten James Madison zeigt (wenn auch lange nach dessen Amtszeit). Ganz in Schwarz und mit einem angedeuteten Lächeln blickt die Mitte Siebzigjährige in die Kamera – und auf ein bewegtes Leben. Dolley war bereits mit 25 Witwe geworden, bevor sie 1794 den 17 Jahre älteren James Madison heiratete, der zu den Gründervätern der Vereinigten Staaten zählte. Im Jahr 1801 zogen beide nach Washington, als ihr Mann in der neuen Regierung von Thomas Jefferson Außenminister wurde. So lernte Dolley die Gepflogenheiten des politischen Washingtons kennen, half etwa dem verwitweten Jefferson bei Empfängen, lange bevor ihr eigener Mann 1809 Präsident wurde. Dolley Madison gilt als die Frau, die die Rolle der Präsidentengattin in vielen Punkten maßgeblich prägte. Sie führte den Brauch ein, dass eine First Lady das Weiße Haus nach ihrem Geschmack umgestaltet; sie selbst verlieh dem Amts- und Regierungssitz mithilfe eines Architekten ein elegantes Ambiente. Als britische Truppen 1814 im Britisch-Amerikanischen Krieg das Weiße Haus plünderten und niederbrannten, gelang ihr die Rettung einiger wertvoller Gegenstände, darunter ein Porträt George Washingtons. Die charismatische Dolley war vor allem für ihre Gastlichkeit bekannt, die auch klassenübergreifend galt – es mischten sich bei ihren Empfängen "dreckige Stiefel und Seidenstrümpfe", wie ein Kritiker bemerkte. Dolley wurde zum Zentrum des Gesellschaftslebens in Washington. Selbst politische Gegner und Feinde ihres Mannes hieß sie willkommen. Und sie bestand darauf, jeden Senator und Kongressabgeordneten zu Hause zu besuchen (ein zeitaufwendiges Unterfangen, das ihre Nachfolgerinnen lieber nicht weiterführten). Womöglich verhalf sie ihrem Mann nicht zuletzt durch ihr Charisma zu einer zweiten Amtszeit, die 1817 endete. Danach zogen sich die beiden auf ihre Tabakplantage zurück, die sie mit Sklaven bewirtschafteten. Nach James‘ Tod zog Dolley wieder in die Nähe des neu aufgebauten Weißen Hauses. Und war dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1849 ein gern gesehener Gast.
© Nancy Kaszerman / imago images