
Florence Harding, First Lady von 1921 bis 1923: Der Boss
Vielleicht wäre Warren G. Harding niemals 28. Präsident der USA geworden, hätte er nicht eine derart ehrgeizige und selbstbewusste Frau wie Florence an seiner Seite gehabt. Vor seiner politischen Karriere war er Herausgeber einer Zeitung; Florence stieg nach der Heirat in das Geschäft ein, regelte die Finanzen und führte das Unternehmen, nicht zuletzt durch ihre dominante Art, zum Erfolg – auch finanziell. "Kein Penny entkam ihr", berichtete ein Bekannter. "Boss" und "Duchess" nannte ihr Mann sie ehrfürchtig – und suchte jede Gelegenheit, fremdzugehen. Als Florence erfuhr, dass er mit einer anderen ein Kind gezeugt hatte (sie selbst hatte keine Kinder mit Warren), tobte sie. Dennoch blieben beide zusammen. "Ich habe nur ein einziges echtes Hobby – meinen Mann", sagte Florence einmal. Als der 1921 US-Präsident wurde, mischte sich die First Lady tatkräftig in seine Amtsgeschäfte ein, etwa bei der Auswahl seiner Kabinettsmitglieder. Angeblich schrieb sie sogar seine Antrittsrede. Florence ließ das Weiße Haus für die Öffentlichkeit öffnen, führte Gruppen durch das Anwesen, ließ sich bereitwillig fotografieren. Sie wolle "die erfolgreichste First Lady der Geschichte werden", ließ sie wissen. Berühmt wurde sie für ihre eleganten Partys mit Tausenden Gästen. Bei Pokerpartien in der Bibliothek des Weißen Hauses floss sogar Alkohol, obwohl der Ausschank im Zuge der Prohibition verboten war. Ihr Markenzeichen, ein schwarzes Seidenhalsband, entwickelte sich zu einem neuen Modetrend. Gleichzeitig bemühte sie sich, die Trinkgewohnheiten und Liebeleien ihres Mannes und die Korruption in seiner Regierung unter den Teppich zu kehren. Dass sie modernen Errungenschaften gegenüber aufgeschlossen war – sie fuhr gern schnell Auto, setzte sich für Frauenrechte ein, gab Pressekonferenzen für weibliche Journalisten –, hielt sie nicht davon ab, sich mit Übersinnlichem abzugeben. Bereits vor dem Amtsantritt ihres Mannes hatte eine Wahrsagerin ihr vorhergesagt, der Präsident werde seine Amtszeit nicht überleben. So kam es: Als Florence ihren bereits amtsmüden und kränkelnden Mann nötigte, eine Reise entlang der US-Westküste zu unternehmen, um seine Popularitätswerte zu steigern, starb er im August 1923 in seinem Hotelzimmer. Die Todesursache blieb unklar, bald sah sich Florence mit dem Vorwurf konfrontiert, sie habe ihren Mann vergiftet. Eine Unterstellung, die nie bewiesen wurden. Nur gut ein Jahr nach ihm, krank und verhärmt, starb auch sie.
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