Welthurentag Von Kurtisanen und Orangenmädchen: Zehn Sexarbeitende, die Geschichte schrieben
Am 2. Juni ist Welthurentag. Er geht zurück auf Prostituierte, die 1975 in Lyon gegen Polizeischikane und für mehr Schutz gekämpft haben. Wir stellen zehn außergewöhnliche Sexarbeitende vor: Von Frauen, die im Krieg ihre Kunden ausspionieren sollten bis zu Männern, die Kleider trugen und vor Gericht landeten

Nell Gwyn: Der Aufstieg eines Orangenmädchens
Sexarbeit wird im 21. Jahrhundert als "konsensuelle sexuelle oder sexualisierte Dienstleistung zwischen volljährigen Geschäftspartnern gegen Entgelt oder andere materielle Güter" definiert – danach fallen in früheren Epochen auch die zahlreichen Mätressen europäischer Monarchen in diese Kategorie. Wenige haben diese Institution so vorteilhaft für sich genutzt wie Eleanor "Nell" Gwyn. Sie beginnt um 1662 als leicht bekleidetes Orangenmädchen, das in einem Londoner Theater Früchte an die Besucher verkauft, wird Schauspielerin und tritt als eine der ersten Frauen in Hosenrollen auf. Vielleicht sind es die enganliegenden Beinkleider, die ihre Karriere befördern, in jedem Fall wird sie bald die Mätresse adeliger Männer und schließlich Charles II. Der König ist mit der Portugiesin Katharina von Braganza verheiratet, deren Schwangerschaften sämtlich in Fehlgeburten enden, und die nichts tun kann gegen seine zahlreichen Liebschaften. Nell Gwyn gebärt ihm zwei Söhne, die Charles beide in den Adelsstand erhebt, ihre Linie dauert bis heute fort. Ebenso wie zahlreiche Anekdoten, die Gwyn schon zu Lebzeiten zu einer Art Volksheldin machen. Als ihr Kutscher sich mit einem anderen prügelt, der sie eine Hure genannt hat, beendet sie den Kampf mit den Worten: "Ich bin eine Hure. Findet etwas anderes zum Streiten."
© Bridgeman Images