
Kitty Schmidt: Lauschangriff im Bordell
Bettgeflüster kann nützliche Informationen enthalten, wenn der Flüsternde zum Beispiel Politiker oder Soldat ist: Immer wieder in der Geschichte haben Sexarbeitende ihre Kunden ausspioniert, im Amerikanischen Bürgerkrieg etwa. Im Zweiten Weltkrieg versucht auch der SS-Obergruppenführer und Leiter des Reichssicherheitshauptamts, Reinhard Heydrich, Prostituierte zu diesem Zweck einzusetzen. Die Berliner Bordellbesitzerin Katharina "Kitty" Schmidt hat seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 Geld mit Emigranten außer Landes geschafft. Als sie selbst 1939 versucht zu fliehen, wird sie an der niederländischen Grenze gefasst und vor die Wahl gestellt: Konzentrationslager oder Kooperation. Ihr "Salon Kitty" in Charlottenburg wird renoviert und mit Abhöranlagen ausgestattet, im Keller arbeiten fünf Lauscher, die Protokolle anfertigen. Nicht nur Heydrich selbst nutzt das Bordell, auch ausländische Politiker wie der italienische Außenminister besuchen das Establishment. Der Lauschangriff allerdings ist wohl ein offenes Geheimnis, nachdem ein britischer Agent Mikrofone entdeckt und anzapft, hört auch der Geheimdienst Seiner Majestät mit. 1942 wird Heydrich vom tschechischen Widerstand getötet, wenig später treffen Bomben den Salon Kitty, und die Nationalsozialisten geben das Projekt auf.
Bildcredit: Creative Commons
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