
Von der Antike in die Popkultur: Das Einhorn
Das Einhorn bevölkert heute fast jedes Kinderzimmer. Nach Europa importiert hat es der griechische Arzt und Geschichtsschreiber Ktesias von Knidos: Im 4. Jahrhundert v. Chr. berichtete er in einem Geschichtsband über Indien von dort lebenden Einhörnern. Vermutlich griff Ktesias (der nie in Indien war) auf alte Quellen zurück, die das chinesische Einhorn und Wundertier Qilin beschreiben – ein Mischwesen mit dem Körper eines Hirsches, dem Schwanz einer Kuh und den Hufen eines Pferdes. Spätere Autoren schmückten die Einhorn-Beschreibungen immer weiter aus: Laut Photios I., Patriarch von Konstantinopel, sei das Horn am Sockel weiß, in der Mitte schwarz und an der Spitze purpurrot. Angebliche Wunderkräfte machten das Geschöpf endgültig zum Mythos: Demnach ließen sich die Hörner zu Bechern verarbeiten. Wer daraus trinke, sei immun gegen Krampfanfälle und Gift jeglicher Art. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein findet sich das Einhorn in wissenschaftlichen Enzyklopädien. Als reale Vorbilder gelten u.a. das Indische Panzernashorn oder auch die Tibetantilope
© Look and Learn / Bridgeman Images