Ihre Vorfahren haben sich ein stolzes Andenken errichten lassen. Meterhoch überragt das Kreuz aus braunem Stein die Grabstätte der Familie, am Rand des Bergmannfriedhofs in Berlin. Karin* verzieht keine Miene, als sie nach oben zum Familienwappen schaut. Ihre kurzen roten Haare leuchten in der Sonne. "Da liegt also die Sippschaft", sagt die 84-Jährige. Unter dem Wappen blicken sich, zu Reliefs versteinert, ihre Urgroßeltern an, die Namen in den Marmor graviert. "Ich würde mich hier nicht beerdigen lassen, obwohl das meine Blutsverwandten sind", sagt sie und wendet sich zum Gehen. "Ums Verrecken nicht."

Karin ist ein Kind des Lebensborn, aber sie will nicht als solches erkannt werden. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich schäme", sagt sie. "Aber ich will nicht schon wieder einen Stempel aufgedrückt bekommen." Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie bereit war, ihre Geschichte zu erzählen. Sie will es nicht bereuen müssen.