Social Media Warum stundenlanges Scrollen schlecht für die Augen ist

Mädchen mit roten Locken liegt auf dem Sofa und scrollt in ihrem Smartphone
Unsere Aufmerksamkeit wird zu immer größeren Teilen von Algorithmen gesteuert. Das kostet nicht nur Lebenszeit, sondern belastet auch die Augen
© Memento / Getty Images
Augenmüdigkeit und -reizung können Folge von zu viel Scrollen sein, zeigt eine neue Studie. Wie man die Augen schont und ab welcher Onlinezeit es kritisch wird

Man hätte es ahnen können: Permanenter Social-Media-Konsum ist nicht gesund. Forschende des indischen SRM Institute of Science and Technology stellten nun fest, dass vor allem das Scrollen durch flackernde Reels unsere Augen belastet, wie sie im Fachmagazin "Journal of Eye Movement Research" schreiben.

Um herauszufinden, wie sich Handynutzung auf die Augen auswirkt, bat das Team 30 Testpersonen im Durchschnittsalter von Anfang 20 ins Labor. Alle verwendeten seit mindestens einem Jahr ein Smartphone. 

"Tom und Jerry" sind weniger anstrengend als Influencer

Die Probanden sollten an drei unterschiedlichen Tagen entweder eine Stunde lang am Handy ein E-Book lesen, "Tom und Jerry"-Cartoons anschauen oder durch Social-Media-Reels scrollen. Mit einer selbst gebauten Apparatur maßen die Forschenden, wie sich Blinzelrate und Pupillengröße veränderten.

Das Ergebnis: Wer 60 Minuten durch Social Media scrollte, blinzelte zunehmend unregelmäßiger und seltener. Das ist ungünstig, denn Blinzeln dient dazu, die Sehkraft zu schärfen. Zudem wurde es für die Pupillen immer schwieriger, sich an die ständig wechselnde Lichtintensität anzupassen.

In der Folge ermüdeten die Augen schneller als beim Lesen oder Videoschauen: Nach 40 Minuten begannen die Probanden, sich die Augen zu reiben und extra lange zu blinzeln. Ihre Pupillen waren dauerhaft geweitet – ein Zeichen von Ermattung.

Gaming und Videos lassen uns das Blinzeln vergessen

Die Forschenden schreiben, dass an Schulkindern, die längere Zeit am Handy spielten, in der Vergangenheit Ähnliches beobachtet worden sei. Diese blinzelten beim Gaming rund drei Mal weniger pro Minute.

Mehrere Studien hätten zudem gezeigt: Je bewegter der Inhalt, desto mehr weitet sich die Pupille. Es werde dann immer schwieriger, zu fokussieren, was die Augen noch mehr anstrengt. Nur das Lesen ermüdete die Augen in dem Experiment von allen Nutzungsarten am wenigsten.

Die Überanstrengung hat womöglich auch psychische Folgen

In Vorbereitung ihres Experiments hatten die Forschenden zudem 110 Menschen zu ihrer Smartphone-Nutzung befragt. Rund ein Drittel gaben an, durchschnittlich mehr als vier Stunden pro Tag am Handy zu verbringen, am häufigsten mit Social Media. 83 Prozent der Befragten klagten neben Augenmüdigkeit über Nackenschmerzen, Schlafprobleme, Ängste und mentale Erschöpfung nach längerer Handynutzung.

Die Forschenden vermuten, dass die geschilderten Beschwerden zum Teil auch mit der Überanstrengung der Augen zu tun haben könnten. Als besonders schädlich gilt blaues Bildschirmlicht. Es stört die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Daher wird oft geraten, das Smartphone vor dem Schlafengehen nicht mehr zu nutzen, Blaufilter einzuschalten oder zum Lesen von E-Books auf E-Reader umzusteigen.

Eine Stunde Smartphone-Nutzung am Stück ist eindeutig zu lang

Bestenfalls sollte man die Smartphone-Nutzung auf 20 Minuten am Stück beschränken, raten die Autoren. Alles darüber hinaus habe in Studien negative Auswirkungen gezeigt.

Als Warnzeichen gelten unter anderem trockene Augen, verschwommenes Sehen, Kopfschmerzen oder andere psychosomatische Beschwerden nach längerer Smartphone-Nutzung. Um den Konsum zu reduzieren, kann eine Bildschirmzeit-App hilfreich sein. Oder öfter mal das Lesen eines echten Buches.