Ohne Gießen Wie ich mit Nichtstun meinen verbrannten Rasen gerettet habe

Vertrocknetes vs. grünes Gras
Was tun, wenn der Rasen verbrannt ist? Unsere Autorin hat es mit Nichtstun probiert
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Im Sommer wandelt sich so manche Rasenfläche von sattem Grün zu trostlosem Braun. Warum Gießen keine Lösung ist und wie der Rasen trockenresistent wird

Kurz gemähte Rasenflächen färben sich mangels Feuchtigkeit schnell braun. Viele Gärtnerinnen und Gärtner finden das unschön, und der Rasensprenger soll es richten. Aber: Der verbrannte Rasen ist ein selbst gemachtes Problem, dessen Ursache der Sprinkler nicht beheben kann. Bei lang anhaltender Dürre, wie wir sie in Deutschland immer öfter erleben, ist die (zu frühe) Mahd ein Hauptgrund für vertrockneten Rasen. Auf zusätzliche Bewässerung wäre er meist gar nicht angewiesen, hätte man ihn nicht zuvor gemäht. Dass es auch ohne Gießen, Düngen und Vertikutieren geht, zeigt unser Erfahrungsbericht.

Kurzer Rasen ist empfindlich bei Dürre

Dass ein kurz gemähter Rasen anfälliger für Trockenheit ist, weiß Silvia Teich, Pressereferentin des NABU: "Je kürzer der Rasen gemäht wird, desto weniger Wurzeln entwickeln die Gräser. So können sie nicht tief in die Erde wachsen, um an im Boden gespeichertes Wasser zu kommen." Seltener zu mähen spare nicht nur viel Arbeit. "Zudem können dann auch Wildkräuter wie zum Beispiel Klee, Löwenzahn, Wiesenschaumkraut, Breitwegerich wachsen. So ein 'Kräuterrasen' ist viel widerstandfähiger gegen Trockenheit und bleibt länger grün bei Dürre."

Vertrockneter Rasen
Der kurz gemähte Rasen kapitulierte bereits im Juni vor der Trockenheit - trotz "No Mow May", also mähfreiem Mai
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Den größten Teil meiner Rasenfläche mähe ich nur alle zwei bis vier Wochen. Das Mähwerk steht dabei auf höchster Stufe. Im Mai kam der Rasenmäher gar nicht zum Einsatz, damit Wildblumen sich besser verbreiten konnten. Anfang Juni wurde es Zeit für einen Schnitt, dachte ich. Denn bald hätte es für den Rasenmäher kein Durchkommen mehr gegeben. Was ich nicht bedacht hatte: Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt bereits mitten in einer lang anhaltenden Trockenperiode mit hohen Temperaturen, praller Sonne und keinerlei Niederschlag.

Ein Jahr nicht gemäht – und?

"Englischen oder Golfrasen wird man nie resistent gegen Trockenheit gestalten können. Das geht nur mit 'Kräuterrasen' oder einer wilden Wiese", erklärt Silvia Teich. Einen Beweis dafür finde ich im hinteren Bereich des Gartens, wo es eine "wilde" Fläche gibt, die seit über einem Jahr nicht gemäht wurde. Während im vorderen Teil des Gartens der Rasen vertrocknet, wachsen hier sattgrüne Gräser und bunte Wildblumen, an denen sich Hummeln und Bienen zu schaffen machen.

Wildblumen statt Rasen
Wie von selbst entsteht mit der Zeit eine natürliche Wildblumenwiese
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Streng genommen habe ich mit dieser Maßnahme meinen verbrannten Rasen nicht gerettet, sondern abgeschafft. Ein Gedanke, mit dem sich viele Gärtnerinnen und Gärtner in Zukunft wohl anfreunden müssen. In Zeiten des Klimawandels ist der englische Rasen schlichtweg nicht mehr zu unterhalten. Einerseits, weil er keinerlei ökologischen Mehrwert für Insekten und andere Tiere bietet. Andererseits, weil die notwendige Bewässerung nicht tragbar ist.

Tipp: Auch verschiedene Kleesorten verbreiten sich schnell im Rasen, wenn man sie lässt. Sie wachsen niedriger als die meisten Gräser. Wer diesen Vorteil nutzen möchte, kann gezielt einen Kleerasen anlegen.

Schatten, Vielfalt und Mähtechnik im klimafesten Garten

Damit im Garten kein vertrockneter Rasen, sondern eine grüne Wiese entsteht, sollten Sie nicht nur Gras und Wildblumen wachsen lassen. Auch Bäume, Sträucher und Hecken verbessern das Mikroklima, weil sie Schatten und Windschutz spenden. Setzen Sie dabei auf heimische Arten und Vielfalt – hier stellen wir sechs immergrüne Sträucher vor.

Darüber hinaus kann die Mähtechnik ausschlaggebend sein. Ein Mähroboter, der das Gras kontinuierlich kurz hält, macht den Rasen anfällig für Trockenheit. Besser geeignet ist ein Rasenmäher, bei dem sich das Mähwerk hoch einstellen lässt. Aber auch dann gilt: Niemals während einer Trockenperiode mähen. In unserer Erfahrung ließen sich die besten Ergebnisse mit Nichtstun erzielen. Wilde Wiesen müssen höchstens ein- bis zweimal pro Jahr gekürzt werden.

Vorsicht: Hohes Gras sollten Sie vor dem Kürzen nach Tieren durchsuchen. Igel, Frösche und andere Gartenbewohner können sonst lebensgefährlich verletzt werden. Besonders schonend und geräuscharm arbeitet es sich mit einer Handsense.

Und wenn der Rasen schon verbrannt ist?

Hat sich der Rasen bereits braun verfärbt, ließe sich das Grün theoretisch mit starker Bewässerung wiederherstellen. Wer aber nachhaltig handeln möchte, überlässt stattdessen Wildkräutern die Bühne. Das Magazin "mein schöner Garten" weist darauf hin, dass Arten wie Löwenzahn und Co. sich auf verbranntem Rasen leichter ausbreiten. Sie "finden mit ihrer tiefen Pfahlwurzel auch dann noch genügend Feuchtigkeit, wenn sich die Blätter der Gräserarten längst gelb verfärbt haben. Sie nutzen daher die Zeit, um sich im Rasen weiter auszubreiten."

Eine Blühwiese entsteht mit etwas Geduld also wie von selbst. Ob diese den ganzen Sommer ohne Bewässerung grün bleibt, hängt laut Silvia Teich von den örtlichen Gegebenheiten ab. "Ich persönlich gieße meinen Kräuterrasen nie", betont sie.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Juni 2023.