Nisthilfe Viele Wildbienen sind Bodennister: So baut man ihnen ein Sandarium

Biene vor dem Eingang zu ihrem Nest im Sand
Sandarium statt Bienenhotel: Die Weiden-Sandbiene ist dort anzutreffen, wo sie sandige Flächen und Weiden findet
© Matthijs Wetterauw / Adobe Stock
Die meisten Wildbienen nutzen keine klassischen Insektenhotels. Bodennistern hilft man stattdessen mit einem Sandarium. Wie das Sandbeet im Garten und auf dem Balkon gelingt

Bodennistende Wildbienen sind auf frei zugängliche Flächen angewiesen. Zur Eiablage graben die Weibchen Niströhren in den Boden, die in mehrere Brutzellen münden. Mit Pollen und Eiern versehen, werden sie verschlossen, sodass sich die Bienenlarven geschützt entwickeln können, um im Folgejahr zu schlüpfen.

Die Ansprüche an die Beschaffenheit des Bodens variieren von Art zu Art. Sandige Oberflächen werden zum Beispiel von Hosenbienen, Sandbienen, Frühlings-Seidenbienen, Efeu-Seidenbienen oder Pförtner-Schmalbienen genutzt.

Ein Sandarium im Garten anlegen

Möchten Sie im Garten ein Sandarium für diese Wildbienen anlegen, wählen Sie einen vollsonnigen Standort. Tragen Sie hier auf einer Fläche von etwa 40 mal 40 Zentimetern die Grasnarbe ab, und heben Sie eine Vertiefung von mindestens 50 Zentimetern aus.

In die Mulde füllen Sie so viel Sand, dass damit ein Hügel oder eine Schräge anghäufelt werden kann. So läuft Regenwasser zügig ab, und es bildet sich keine Staunässe. Sollte der Boden dafür anfällig sein, lohnt sich eine Drainageschicht aus grobem Kies.

Sandarium mit Grasnelke für Wildbienen
Das Sandarium wird sparsam bepflanzt, damit ausreichend freie Fläche für die Wildbienen zur Verfügung steht
© IRottlaenderx / imago images

Der Sand selbst sollte fest und grob mit unterschiedlicher Körnung sein. Ungeeignet ist Feinsand, den man zum Beispiel auf dem Kinderspielplatz findet, denn darin gebaute Niströhren sind instabil und brechen schnell ein. Der BUND empfiehlt die Förmchenprobe: Dazu wird feuchter Sand in einen Joghurtbecher gefüllt und zum Trocknen auf den Kopf gestellt. Hält der trockene Sand nach Entfernen des Bechers, ist er stabil genug für die Brutröhren der Wildbienen. 

Wer bereits einen naturnahen Garten mit pollen- und nektarreichen Pflanzen sowie Totholzhaufen hat, kann sich nun zurücklehnen und die ersten Wildbienen beobachten. Andernfalls wird nachgeholfen: Die fleißigen Tiere lockt man mit trockenverträglichen Kräutern, Stauden und Sukkulenten zum Sandarium. In der Nähe sollten weitere Futterpflanzen wachsen, am besten so, dass vom zeitigen Frühling bis in den Herbst hinein ein Nahrungsangebot sichergestellt ist.

Pflanztipps für das Sandarium

Begleitpflanzen: Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Rainfarn (Tanacetum vulgare), Wilde Möhre (Daucus carota), Sal-Weide (Salix caprea), Schlehe (Prunus spinosa), Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), Kornblume (Centaurea cyanus), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia); alle erhältlich bei der Baumschule Horstmann

Für Balkon und Terrasse: Ein Sandarium im Kübel

Wer keinen Garten zur Verfügung hat oder aus anderen Gründen kein großes Sandarium anlegen kann, nutzt die Kübel-Variante. Gartenexpertin und Autorin Annette Lepple gibt in ihrem Buch "Mein Garten wächst im Topf" eine Anleitung:

Als Behälter eignet sich ein Balkonkasten oder Kübel mit einer Höhe von 40–50 cm und 80–100 cm Länge. Dieser sollte geschützt und sonnig stehen. Wichtig sind genügend Löcher für einen guten Wasserabfluss. Damit die Nester bei starken Regenfällen nicht unter Wasser stehen, gibt man zunächst eine 5–10 cm dicke Kiesschicht hinein. Nun mit Bienensand auffüllen. Geeigneten, ungewaschenen Sand bekommt man zum Beispiel im Steinbruch.

Beim Modellieren und Befestigen der Fläche mit den Händen und einer Kelle oder kleinen Schaufel auf einen guten Wasserablauf achten. Am Rand platzierte Totholzstücke dienen den Tieren als Material zum Verschließen der Brutröhren und -höhlen. Da Bienen nicht weit fliegen, sollten in unmittelbarer Nähe pollen- und nektarreiche Gewächse wachsen.

Geeignete Pflanzen für das Sandarium im Kübel sind Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus), Gaudins Hauswurz (Sempervivum grandiflorum) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides)
Geeignete Pflanzen für das Sandarium im Kübel sind Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus), Gaudins Hauswurz (Sempervivum grandiflorum) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides)
© Sylvia Bespaluk aus "Mein Garten wächst im Topf", Ulmer

Die Sandlinse selbst wird nur spärlich mit bienenfreundlichen, heimischen Arten bepflanzt, welche sich durch Anspruchslosigkeit, Trockenheitstoleranz und Robustheit auszeichnen. 

Pflege: Von Zeit zu Zeit unerwünschte Beikräuter entfernen und die Pflanzen teilen, wenn sie zu groß werden. Samenstände bleiben über den Winter stehen. Ist eine Sandlinse aus irgendeinem Grund zugewuchert oder erodiert, empfiehlt sich die Anlage einer neuen. Niemals neuen Sand aufschütten, sonst können die Bienen nicht schlüpfen.

Tipp: Bei kleineren Gefäßvolumen lassen sich Begleitpflanzen und Totholzstrukturen in separaten, daneben platzierten Gefäßen unterbringen. Ausgediente Käfige oder feiner Maschendraht halten unerwünschte Besucher wie Katzen oder Vögel von der Sandfläche fern.

Mein Garten wächst im Topf. Mehrjährige Pflanzideen für Terrasse & Balkon, Annette Lepple, 2025, erschienen bei Ulmer, online erhältlich auch bei Thalia oder Amazon
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© Ulmer

Nicht alle Wildbienen nutzen das Sandarium

Um der Vielzahl bodennistender Bienenarten gerecht zu werden, bieten sich neben dem Sandarium weitere freie Flächen an, denn die Vorlieben der Tiere variieren. Einige Wildbienen, wie die Frühjahrs-Pelzbiene, nisten vornehmlich in Steilwänden und Abbruchkanten. Befindet sich ein Erdhaufen mit hohem Lehmanteil in Ihrem Garten, stechen Sie mit dem Spaten eine Kante auf der sonnigen Südseite senkrecht ab – fertig ist die natürliche Nisthilfe.

Auf dem Balkon oder der Terrasse können Sie eine Schale mit Lehm, Ton oder Löss bereitstellen. Das Baumaterial nutzen viele Insekten, um ihre Nester zu verschließen – zum Beispiel die Orientalische Mauerwespe oder die Töpferwespe, aber auch Wildbienen, die das klassische Insektenhotel besiedeln – etwa Mauerbienen.

Die Schwarze Mörtelbiene befestigt ihre Brutzellen mit Lehm an Trockenmauern. Solche Mauern oder Steinhaufen eignen sich als Einfassung des Sandariums oder als Beetumrandung im Garten, finden aber auch auf der Terrasse oder dem Balkon einen Platz.

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