Viele Vorgärten werden strukturiert angelegt und mit viel Mühe in Ordnung gehalten. Kurz gemähte Rasenflächen, exotische Pflanzen oder Schottergärten zieren so manchen Eingangsbereich. Ökologisch betrachtet handelt es sich dabei um verschenkte Flächen, denn sie bieten kaum Lebensraum oder Nahrung für Insekten und Wildtiere. Dabei lässt sich der Vorgarten sinnvoll gestalten, um den Erhalt der Artenvielfalt zu unterstützen. Wir geben Tipps, wie Sie eine kleine Oase für Insekten und Vögel erschaffen.
Wildblumenwiese statt Rasen
Wer im Vorgarten den sogenannten englischen Rasen anstrebt, tut der Umwelt keinen Gefallen. Hier haben Wildblumen keine Chance, zu wachsen. Sie sind für den Erhalt der Artenvielfalt jedoch essenziell. Ihre Blüten ernähren nicht nur Bienen und andere Insekten. Wer die Pflanzen lange genug stehen lässt, bietet Vögeln wertvolle Nahrung in Form von Samen und muss kein teures Vogelfutter kaufen. Eine Wildblumenwiese macht auch optisch etwas her und eignet sich ideal, um den Vorgarten bunt zu gestalten.

Für eine Blütenpracht im Vorgarten benötigen Sie Wildblumensamen und gegebenenfalls etwas Sand. Zusammen mit dem Sand lassen sich die Samen gleichmäßiger auf dem vorbereiteten Boden ausstreuen. Wichtig: Die Grasnarbe sollten Sie komplett abtragen oder mit einer dicken Mulchschicht bedecken, unter der das Gras abstirbt. Dann das Saatgut ausbringen, leicht andrücken und gießen. Die Wildblumenwiese bleibt stehen, bis sich im Spätsommer Samen gebildet haben. Erst dann wird die sie (per Hand) gemäht. Das Schnittgut bleibt liegen, damit sich die Pflanzen für das nächste Jahr aussäen können.
Wer keine Bienenwiese anlegen möchte, lässt den Rasenmäher einfach häufiger stehen. So haben Pflanzen wie Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee die Chance, im Rasen zu wachsen. Um etwas nachzuhelfen, streuen Sie im Frühling Saatgut auf kahle Stellen oder auf Maulwurfshaufen im Rasen. Mit der Zeit ergibt sich ein bodennahes Blütenmeer, das Ihnen nicht über den Kopf wächst.
Blühende Bodendecker
Um den Vorgarten naturfreundlich zu gestalten, aber gleichzeitig Ordnung zu halten, legen Sie insektenfreundliche Blumenbeete an. Die Pflanzen sollten jedoch nicht nur bienenfreundlich sein. Achten Sie bei der Auswahl auch darauf, dass sie trockenresistent, anspruchslos und idealerweise immergrün sind. Auf diese Weise können Sie den Vorgarten pflegeleicht gestalten: Sie müssen die Blumenbeete selten bis gar nicht gießen, benötigen keinen Dünger und ärgern sich im Winter nicht über den kargen Anblick. Zudem helfen Bodendecker dabei, unerwünschte Beikräuter im Blumenbeet zu unterdrücken.
Folgende Bodendecker sind insektenfreundlich, pflegeleicht und immergrün:
Den Gartenzaun bepflanzen
Auch am Gartenzaun muss es nicht karg und leer aussehen. Vor allem Staketenzäune lassen sich hübsch bepflanzen. Am besten wählen Sie dazu hochwachsende Pflanzen. Der Zaun bietet ihnen Halt und die Pflanzen schmücken ihn wiederum mit bunten Blüten. Damit Sie sich an einer möglichst langen Blüte erfreuen können, sollten Sie verschiedene Stauden wählen - darunter sogenannte Dauerblüher.

Weitere beliebte Dauerblüher für den Vorgarten sind zum Beispiel:
Eine Benjeshecke ersetzt den Zaun
Ganz ohne einen Zaun aus dem Baumarkt kommen Sie aus, wenn Sie stattdessen eine Benjeshecke als Grundstücksbegrenzung setzen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Die Benjeshecke bietet Sicht- und Windschutz, dient Insekten, Vögeln und Igeln als Rückzugsort und lässt sich fast vollständig aus eigenem Schnittgut herstellen. Vielleicht freut sich auch der eine oder andere Nachbar, wenn er Totholz aus dem Garten nicht entsorgen muss, sondern auf Ihre Benjeshecke schichten darf.

Oft findet die Totholzhecke eher im hinteren Bereich des Gartens Platz, wo es etwas wilder zugehen darf. Doch sie eignet sich auch ideal, um den Vorgarten zu gestalten. Wer es ordentlich mag, schichtet das Totholz gerade auf. So verleiht die Benjeshecke dem Vorgarten Struktur und eine natürliche Optik.
Für die weitere Lektüre: Mehr Informationen zur Bedeutung von Totholz und das ökologische Potenzial privater Gärten lesen Sie in "Lebensraum Totholz: Gestaltung und Naturschutz im Garten"
Selbstversorgung aus dem Vorgarten
Wer an Stauden und Blühwiesen wenig Freude hat, gestaltet den Vorgarten effizient. Die sonst ungenutzte Fläche eignet sich unter Umständen zum Gemüse- und Obstanbau. Vorausgesetzt, der Vorgarten liegt nicht unmittelbar an einer stark befahrenen Straße.
In den Rabatten des Selbstversorger-Vorgartens wachsen beispielsweise Obststräucher wie Himbeeren, Stachelbeeren oder Johannisbeeren, mittig ein großer Apfel- oder Birnenbaum. Viele Obstsorten gibt es auch als Terrassen- oder Balkonobst - sie kommen mit wenig Platz aus und gedeihen sogar im Topf.
In Blumenkästen auf der Außenfensterbank finden Erdbeeren, Salate und Kräuter Platz. Ein dekoratives Hochbeet beherbergt Gemüsesorten wie Radieschen, Möhren, Zwiebeln oder Spinat. Tomaten freuen sich über einen sonnigen, geschützten Standort - etwa an der Hauswand. Eine Kräuterspirale aus Steinen schmückt den Vorgarten ebenfalls und bereichert die Selbstversorger-Küche. Am besten nutzen Sie Bio-Saatgut und lassen hier und da ein paar essbare Wildkräuter stehen, die Sie ebenfalls ernten können.
Trockenmauer statt Schottergarten
Findlinge und andere Natursteine sind ein kostengünstiges Mittel, um den Vorgarten zu gestalten. Oft gibt es entsprechende Steine zu verschenken. Zu einer Trockenmauer aufgeschichtet, entsteht aus Natursteinen wichtiger Lebensraum für verschiedene Tierarten. In den Spalten fühlen sich Eidechsen, Spinnen, Insekten, Frösche oder Mäuse wohl. Mit trockenresistenten Pflanzen wie Lavendel, Mauerpfeffer oder Hauswurz lässt sich die Natursteinmauer sinnvoll begrünen. Hier finden Sie weitere Informationen zur Bepflanzung einer Trockenmauer.

Übrigens: Es muss nicht zwingend eine große Trockenmauer sein. Wer nicht so schwer heben kann oder nur ein paar Steine zur Verfügung hat, schichtet diese zu einem kleinen Steinhaufen auf, zum Beispiel als Dekoelement im Blumenbeet. Auch als Beetumrandung oder Uferbegrenzung eines Gartenteichs eignet sich eine niedrige Steinmauer.
Gehwege dekorativ bepflanzen
Im Vorgarten führt üblicherweise ein Gehweg zur Haustür. Am besten eignet sich dafür ein wasserdurchlässiger Belag, wie zum Beispiel Natursteinpflaster oder Holzhäcksel. Die Fugen eines gepflasterten Weges können zudem dekorativ bepflanzt werden. Geeignete Pflanzen sind Sand-Thymian oder Sternmoos. Die begrünten Fugen sehen nicht nur gut aus, sondern ersparen auch Arbeit. Denn unerwünschtes Unkraut hat in den Spalten keinen Platz mehr. Gleichzeitig finden Insekten Nahrung an den kleinen Blüten.
Insektenfreundliche Pflanzen am Rosenbogen
Ein Klassiker im Vorgarten ist ein Rosenbogen, der den Eingang oder den Gehweg schmückt. Statt diesen mit Zierrosen zu bepflanzen, sollten im naturnahen Vorgarten insekten- und vogelfreundliche Kletterpflanzen Platz finden. Die Blüten ungefüllter Wildrosen sehen genauso hübsch aus wie die ihrer gefüllten Verwandten, sind aber insektenfreundlich. Im Herbst bilden sich Hagebutten, die Vögel bis in den Winter hinein mit Nahrung versorgen. Sie lassen sich außerdem zu Tee oder Marmelade verarbeiten. Ebenfalls geeignet sind immergrüne Kletterpflanzen wie Geißblatt oder Efeu - diese machen den Rosenbogen auch im tristen Winter zum Hingucker.