Verkannter Gartenhelfer Den Maulwurf sollte man nicht vertreiben, sondern willkommen heißen

Europäischer Maulwurf in Erdhaufen
Mit Augen so klein wie Stecknadelköpfe ist der Maulwurf fast blind
© nature picture library / Sylvain Cordier / mauritius images
Wie man einen Maulwurf vertreibt, verraten diverse Tipps. Lärm und strenge Gerüche gehören dazu. Vieles spricht aber dafür, den Maulwurf nicht zu bekämpfen, sondern wertzuschätzen

Auf den ersten Blick haben Gartenfans und Maulwürfe wenig gemein – außer, dass beide mit Vorliebe in der Erde wühlen. Doch vielen Menschen sind Maulwurfshügel im Garten ein Dorn im Auge. Dabei besteht eigentlich Grund zur Freude, denn der Erdauswurf deutet auf einen gesunden Gartenboden hin. Maulwürfe sind darüber hinaus Nützlinge im Garten, die Schädlinge fernhalten und selbst kaum Schaden anrichten.

Der Maulwurf als Nützling im Garten

Wer schon einmal versucht hat, einen Maulwurf zu bekämpfen, weiß, dass es kein leichtes Unterfangen ist. Und das ist gut so: Die Tiere stehen unter Artenschutz und dürfen nicht gefangen, verletzt oder gar getötet werden. Laut Umweltbundesamt ist lediglich die Vergrämung durch Lärm, Erschütterungen oder Gerüche erlaubt. 

Den Maulwurf auf diese Weise zu vertreiben ist meist aber gar nicht notwendig. Denn er richtet in aller Regel keinen nennenswerten Schaden im Garten an. Im Gegenteil: Der kleine "Erdwerfer" liefert kostenlose Anzuchterde in den Garten, die man mit einer Schaufel abheben und weiterverwenden kann. Alternativ säen Sie Klee- oder Wildblumensamen direkt auf die Hügel. Anders als auf kurz gemähtem Rasen fallen die Erdhaufen in einer Wildblumenwiese kaum auf.

Anders als Wühlmäuse macht der Maulwurf sich nicht an Pflanzen zu schaffen, sondern ist ein reiner Fleischfresser. Das kommt Gartenfans zugute: Auf seinem Speiseplan stehen Schnecken, Insekten, Larven (etwa Engerlinge), Regenwürmer und kleine Wirbeltiere. Und das in rauen Mengen. Laut der Deutschen Wildtier Stiftung vertilgt der Maulwurf bis zu einhundert Prozent seines Körpergewichts am Tag. Dazu zieht er alle drei bis vier Stunden durch seine Jagdröhren.

Die unterirdischen Gänge tragen dazu bei, den Boden zu durchmischen, zu belüften und zu drainieren. Außerdem ist der Erdbewohner ein Einzelgänger, der weder Artgenossen noch Wühlmäuse in seinem Revier duldet. Ein Garten mit Maulwurf ist deshalb in der Regel wühlmausfrei. Die Erdhaufen der beiden Arten sind auf den ersten Blick nicht immer leicht zu unterscheiden. Ein hilfreiches Indiz ist die Position der Gangöffnung: Beim Maulwurfshaufen befindet sie sich mittig, bei der Wühlmaus seitlich.

Gärten als wichtiger Lebensraum

Ob ein Wildtier stets einen Nutzen erfüllen muss, um im Garten geduldet zu werden, sei dahingestellt. Unumstritten ist jedoch, dass ein gelassener Umgang mit der Natur zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann. Wer den Maulwurf nicht vertreibt, tut ihm einen Gefallen. Zwar gelten die Bestände des europäischen Maulwurfs (Talpa europaea) noch nicht als gefährdet. Doch angesichts zunehmender Flächenversiegelung und weniger naturnaher Wiesen schrumpft sein Lebensraum. Auch das Insektensterben und Dürrephasen machen ihm zu schaffen.

Maulwurf im Garten
Ein durchwachsener Sommer kommt dem Maulwurf gelegen: Für ihn darf es weder zu warm noch zu kalt sein. Dürre und Staunässe machen ihm zu schaffen und treiben ihn immer öfter an die Oberfläche
© Pitopia / mauritius images

Den Garten mit dem Maulwurf zu teilen und sich aus dem Weg zu gehen, ist gar nicht schwer. Immerhin verbringt das Tier die meiste Zeit unter der Erde. Viele Gartenfans wüssten wohl nicht um seine Existenz, wären da nicht die kleinen Erdhügel. Diese baut er, um überschüssige Erde aus seinen Gängen loszuwerden. Gleichzeitig dienen sie zur lebensnotwendigen Belüftung. Sie glatt zu ziehen und anzudrücken ist deshalb wenig erfolgversprechend, denn das Tier wird prompt reagieren und neue Belüftungshügel aufwerfen. Diesem Vorgang verdankt der Maulwurf übrigens seinen Namen: Abgeleitet vom althochdeutschen "Molte" für "Erde" bedeutet Maulwurf nichts anderes als "Erdwerfer".

Im Sommer gibt es weniger Maulwurfshaufen

Dieser Tätigkeit geht er im Winter vermehrt nach, um sich im Erdreich vor Kälte zu schützen und ausreichend Nahrung zu finden. Auch im Frühling sprießen viele neue Maulwurfshügel aus der Erde, denn das Männchen erweitert sein Revier für die Paarung. Bei Staunässe baut der Maulwurf besonders große Hügel, sogenannte Sumpfburgen, in denen er sein Nest überirdisch anlegt, um sich vor Feuchtigkeit zu schützen. 

Pünktlich zum Sommer, wenn der Garten zum Verweilen und Entspannen einlädt, räumt der Maulwurf das Feld. Jetzt gibt es in der Regel weniger Maulwurfshügel, weil der Erdbewohner nicht mehr so tief graben und weniger Erde aus den Gängen befördern muss.

Den Maulwurf vertreiben: Wenn, dann schonend

Wer es nun gar nicht mehr aushält und den Maulwurf vertreiben möchte, geht schonend vor. Gift, Schneckenkorn, Benzin und andere chemische Mittel zur Maulwurfbekämpfung kommen nicht infrage.

Im Handel gibt es sogenannte Maulwurfvertreiber, die mithilfe von Schallwellen und hohen Tönen schnelle Abhilfe versprechen. Wie effektiv diese stabförmigen, in die Erde zu steckenden Geräte tatsächlich sind, ist nicht belegt. Im ein oder anderen Garten piepen sie tagein, tagaus vor sich hin, während um sie herum neue Maulwurfshügel wachsen. Grundsätzlich sind laute Geräusche und strenge Gerüche aber das Mittel der Wahl, um den Maulwurf zu vertreiben. Der NABU empfiehlt, Holzpfähle vorsichtig in die Erdhaufen zu schlagen und regelmäßig dagegen zu klopfen. Auch eine selbst aufgesetzte Jauche aus Holunder oder Knoblauch – vorsichtig und in kleinen Mengen in die Gänge geträufelt – soll ein bewährtes Hausmittel sein, um den Maulwurf zu vergraulen.

Wer vorbeugen möchte, verlegt Maulwurfsperren im Boden. Das bietet sich für kleinere Flächen an, die Sie maulwurffrei halten möchten – etwa den Vorgarten oder ein Staudenbeet. Spezielle Maulwurfgitter gibt es im Handel zu kaufen, zum Beispiel hier.