Ratten, die Mitleid empfinden. Fledermäuse, die Freundschaften pflegen. Vögel, die Gedanken lesen. Käfer, die optimistisch auf die Welt blicken. Hummeln, die Werkzeuge benutzen. Sind Tiere ganz anders, als wir bisher dachten? Viel schlauer, viel gefühlvoller? Offenbar ist das so. "Der Gegensatz zwischen vernunftgesteuertem Homo sapiens und instinktgesteuertem Tier, der lange als Gewissheit galt – er existiert schlichtweg nicht", sagt der Biologe Norbert Sachser. Die Entwicklung tierlichen Verhaltens, die Persönlichkeit eines Tieres, sein Denken und Fühlen werde durch Umwelteinflüsse, Sozialisation und beständiges Lernen beeinflusst.
"Wir sind den Tieren näher gerückt. Es steckt viel mehr Mensch im Tier, als wir uns vor wenigen Jahren noch vorstellen konnten", sagt Sachser, Professor in Münster und ein Wegbereiter der Verhaltensbiologie in Deutschland. Auch der Kognitionsbiologe Ludwig Huber, der ein interdisziplinäres Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehungen in Wien leitet, sieht "keine scharfen Grenzen zwischen der Vernunft des Menschen und den Denkweisen von Tieren". Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf der ganzen Welt gelangen zu ähnlichen Ergebnissen. In Instituten von Berlin bis Leipzig, von Ohio bis Auckland stellen Forschende alte Gewissheiten radikal in Frage.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
