
Der Flussaal: Wunderwesen
Mit seinem langgezogenen Körper und spektakulärer Wanderschaft ist der Aal selbst im Reich der Riesenfische ein Faszinosum. Jedes einzelne Tier wird in der Sargossasee nördlich der Karibik geboren – dort befindet sich ihr einziges Laichgebiet. Als weidenblattförmige Larve überqueren sie den Atlantik, wo sie als sechs bis sieben Zentimeter große, durchsichtige Glasaale im Ärmelkanal als Delikatesse gefangen werden. Dann schwimmen sie die Flussläufe Europas hinauf, wo ihr Körper sich noch mehrmals bis zur Geschlechtsreife verändert. Als ausgewachsene Tiere machen sie sich dann auf den 10.000 Kilometer langen Rückweg – und fressen ab diesem Zeitpunkt nichts mehr. Einst war der Aal so zahlreich, dass deutsche Bauern ihn als Dünger auf die Felder schaufelten. Weil er so überfischt wird, gilt er als stark bedroht, der Bestand ist zwischen 1980 und 2000 um 99 Prozent zurückgegangen. Manche NGO sagen sogar, der "Fisch des Jahres 2025" sei bei uns faktisch ausgestorben. Treffen Sie also einen Aal beim Baden, ist das kein Grund für Ekel vor den schlangenförmigen Fischen – sondern zur Freude, dass man so einem seltenen Exemplar begegnet.
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