In 8000 Meter Tiefe Expedition entdeckt drei neue skurrile Fischarten

Der Bucklige Scheibenbauch (Careproctus colliculi)
Der Bucklige Scheibenbauch (Careproctus colliculi)
© MBARI
In der Tiefsee wimmelt es vor wundersamen Kreaturen. In mehr als acht Kilometer Tiefe hat eine Expedition nun drei neue, freundlich dreinschauende Fische entdeckt

Die lichtlosen und kalten Tiefen des Ozeans mit ihrem immensen Druck erschienen Menschen lange als lebensfeindlich und leer. Heute wissen wir es besser: Selbst an den tiefsten Stellen wimmelt es vor Leben, Tauchexpeditionen kommen regelmäßig mit neu entdeckten Arten an die Oberfläche zurück. So auch 2019, als einer Expedition des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) in einer Tiefe von 3268 Metern vor der Küste von Kalifornien ein rosafarbener, scheinbar freundlich lächelnder Tiefseebewohner in den Lichtkegel der Scheinwerfer schwamm: eine bis dahin unbekannte Art aus der Familie der Scheibenbäuche, wie morphologische und genetische Analysen zeigten.

Scheibenbäuche bewohnen die unterschiedlichsten Lebensräume: Die 450 bekannten Arten kommen in extrem flachen Gezeitentümpeln ebeso vor wie in lichtlosen Tiefseegräben. In Tiefen zwischen 6000 und mehr als 8000 Metern sind sie sogar die am häufigsten vertretenen Fische. Und sie sind wohl auch diejenigen Wirbeltiere, die am tiefsten in die Ozeane vorgedrungen sind: Im Jahr 2022 filmte die Besatzung eines Tauchboots einen Scheibenbauch in 8336 Meter Tiefe.

Allen gemeinsam ist der relativ große, etwas plump wirkende Kopf. Der deutsche Name, Scheibenbauch, bezieht sich auf die Bauchflossen: Sie sind zu einer Art Saugnapf umgebildet, mit dem sich die Tiere an Felsen oder größeren Tieren festhalten können. Den englischen Namen Snailfish (Schneckenfisch) tragen die Fische wegen ihres schuppenlosen, schneckenartigen Körpers, mit dem sie sich schlängelnd fortbewegen.

Insgesamt drei neue Spezies von Scheibenbäuchen entdeckt

Die neu entdeckte Art erhielt nun den Namen Buckliger Scheibenbauch (Careproctus colliculi). Und sie ist nur eine von insgesamt drei Spezies, die im selben Jahr bei einem weiteren Tauchgang aufgespürt wurden. Die auffallenden Stahlen der Brustflossen von Careproctus colliculi könnte der Fisch zur Orientierung in seiner absolut finsteren Umgebung nutzen, vermuten die Forschenden.

"Die Tiefsee beherbergt eine unglaubliche Vielfalt an Organismen und eine wahrhaft beeindruckende Bandbreite an Anpassungsfähigkeiten", erklärt die Meeresbiologin Mackenzie Gerringer in einer Presseerklärung. "Unsere Entdeckung von nicht nur einer, sondern gleich drei neuen Arten von Scheibenbäuchen erinnert uns daran, wie viel wir noch über das Leben auf der Erde lernen müssen und wie wichtig Neugier und Forschung sind".

Glück für die Wissenschaft, Pech für den neun Zentimeter kleinen Scheibenbauch: Das ausgewachsene, weibliche Tier musste für die Bestimmung im Labor sein Leben lassen.