Totenkult Das Geheimnis der Mumienporträts: Wie Ägypter vor 2000 Jahren aussahen
Sie scheinen den Betrachter direkt aus dem Jenseits anzuschauen: Vor mehr als 2000 Jahren etablierte sich in Ägypten der Brauch, Mumien mit realistisch anmutenden Porträts der Verstorbenen auszustatten. Besonders in der Region um die Oase Fayyum westlich des Nils schufen Künstler Werke von großer Kunstfertigkeit, die viel über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit erzählen – und über ihren Tod

Die Mumie eines junges Mannes
Die Mumienporträts fallen in eine Zeit, in der die ägyptische Kultur längst tief durch griechische und römische Eroberer geprägt war. Seit 30 v. Chr. war Ägypten römische Provinz. Diese Mumie im Originalzustand aus der Zeit um 80 bis 100 n. Chr. zeigt eine Mischung aus griechisch-römischer Maltradition und ägyptischem Bestattungsritus: Ein Bildnis des Verstorbenen bedeckt das Gesicht; der Rest des Körpers wurde sorgsam mit Leinenbandagen in einem fast symmetrischen Muster umwickelt. Das Porträt ist auf einer dünnen Holztafel aufgebracht, gut 38 Zentimeter hoch und 18 Zentimeter breit. Es zeigt einen Mann mit goldenem Haarkranz und großen, tiefliegenden Augen. Der Flaum über der Oberlippe deutet an, dass es sich um einen Jugendlichen handelte, der kaum älter als Anfang 20 geworden ist. Heute existieren noch rund 1000 solcher Mumienporträts in Museen und Kunstsammlungen.
© The Metropolitan Museum of Art