Rundes Gesicht, knubbelige Nase, robuster Körperbau: Sah so einer der größten Pharaonen Ägyptens aus? Amenophis III., der Vater des "Ketzerkönigs" Echnaton und Großvater von Tutanchamun, herrschte im 14. Jahrhundert v. Chr. über ein Imperium, das von Nordsyrien bis in den Norden des heutigen Sudans reichte – und war einer der mächtigsten Männer seiner Zeit.
Das Gesicht eben dieses Herrschers hat ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um den brasilianischen 3D-Designer und Experten für die forensische Gesichtsrekonstruktion Cicero Moraes nun erstmals digital rekonstruiert.
Amenophis III. war nur 1,56 Meter groß, fettleibig und litt unter schlechten Zähnen
Die Arbeit beruht auf ungezählten Bildern von Amenophis‘ Schädel. "Mit Hilfe von Daten aus CT-Scans sowie Ultraschall-Messungen von lebenden Personen konnten wir die Struktur der Nase, der Größe der Ohren, die Positionierung der Augenhöhlen und Lippen modellieren", sagt Moraes.

Danach unterscheidet sich das Gesicht des Amenophis III. erheblich vom Antlitz der herrschaftlichen Statuen, die der Pharao von sich selbst anfertigen und im Reich verbreiten ließ. "Die freundliche Erscheinung des Pharaos erinnert eher an einen gutmütigen Lehrer als an einen mächtigen König", sagt auch Moraes. Die dargestellte Kopfbedeckung sowie die Accessoires seien an den aktuellen Forschungsstand angelehnt.
Rückschlüsse auf Körper und Gesundheit von Amenophis III. lässt auch die ihm zugeschriebene Mumie zu: Demnach war der Herrscher nur 1,56 Meter groß, fettleibig, litt unter schlechten Zähnen und starb im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Cicero Moraes und sein Team haben in den vergangenen Jahren bereits die Gesichter von Echnaton und Tutanchamun rekonstruiert.
Amenophis III. wurde 1388 v. Chr. zum König gekrönt, im Alter von etwa zwölf Jahren. In seiner fast 40-jährigen Regentschaft sicherte er die Beziehungen zu den orientalischen Großreichen und den Stadtfürsten Syriens und Palästinas klug durch Bündnisse ab. So gelang es ihm, Ägyptens Vorrangstellung zu bewahren – ohne viele Kriege führen zu müssen.
Stattdessen legte Amenophis gewaltige Bauprogramme auf. Auf der Westseite des Nils bei Theben ließ er seinen Königstempel errichten, das monumentalste Heiligtum, das je ein Pharao zu seinem eigenen Gedenken in Auftrag gegeben hat.
In der 500 Meter langen Anlage wurde Amenophis III. schon zu Lebzeiten symbolisch als Gott verehren. Heute, 33 Jahrhunderte später, sind die Memnonkolosse die letzten weithin sichtbaren Zeugnisse des Tempels.