
Der Ausschnitt wird Politikum
Wie viel Haut Frauen zeigen durften, beschäftigte nicht nur Kleriker, sondern auch Stadtverwaltungen. Keine Frau, so ein Beschluss der Ratsherren von Speyer 1356, sollte ihr Gewand so stark ausweiten, "dass es die Schultern hervortreten lässt". Die Stadt Zürich verfügte ebenfalls 1356, der Stoff müsse die Achseln zwei Finger breit bedecken. Die weibliche Ausschnittsmode galt als Erregung öffentlichen Ärgernisses und "Gefährdung des Seelenheils durch selbstherrliche Staffage", wie der Historiker Jan Keupp in seinem Buch "Mode im Mittelalter" schreibt.
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