
Steigbügel: Eine militärische Revolution
Eine weltbewegende Erfindung könnte kaum unscheinbarer wirken: die Steigbügel. Zwei metallene Stützen, die seitlich vom Pferdesattel baumeln und den Füßen beim Reiten Halt geben. Doch solche Steigbügel haben Schlachten entschieden, zum Aufstieg großer Reiche beigetragen und damit den Lauf der Geschichte verändert. Obwohl Menschen vermutlich schon seit mehr als 6000 Jahren auf Pferden reiten, haben ihre Füße dabei lange Zeit keinen Halt: Perser, Griechen und Römer müssen sich mithilfe ihres Speeres aufs Ross schwingen und dann die Beine fest gegen dessen Leib pressen, um nicht herunterzufallen. Der Krieger als Akrobat. Um 100 v. Chr. finden sich in Indien erste Darstellungen von Sattelriemen zum Einhaken der Füße oder Schlaufen für die großen Zehen. Doch diese Vorrichtungen sind riskant, weil sich der Reiter beim Sturz nur schwer daraus befreien kann. Erst den Chinesen gelingt es im 3. Jahrhundert n. Chr., Steigbügel für den ganzen Fuß aus Eisen oder Bronze zu gießen. Die Folgen dieser sich rasch über Asien ausbreitenden Erfindung bekommen im Jahr 560 die Oströmer zu spüren, als sie von den Awaren, Reitern aus der zentralasiatischen Steppe, attackiert werden: Dank ihrer Steigbügel entwickeln die awarischen Angreifer eine ungekannte Kampfkraft. Als eines der ersten Völker nehmen die Wikinger die Neuerung auf und verbreiten sie in Europa, wo der Steigbügel im 9. Jahrhundert dann für eine militärische Revolution sorgt.
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