Bavaria, München: eine echte Bayerin
Der bayrische Volksstamm lässt sich gerne von Frauen beschützen: Die Gottesmutter Maria gilt ihm als religiöse Patronin, für weltliche Dinge ist zuständig: die Bavaria. Als König Ludwig I. sich in den 1840er Jahren entschied, der Landesherrin ein bronzenes Denkmal zu bauen, fielen die ersten Entwürfe sehr zeitgemäß aus: Die Bavaria war als altgriechische Amazone konzipiert. Sie trug also hochgeschnürte Sandalen und das klassisch zweifach gegürtete Kleid. Aber was woanders durchgegangen wäre, war den Bayern nicht bayrisch, nicht germanisch genug. Und so setzte sich, nach erbitterten Diskussionen, der heutige Look durch: Das Hemd der Bavaria hängt nun eher umstandslos herab, darübergeworfen ein Löwenfell, das fand man "teutscher". In der Hand trägt die Bavaria nun keinen Lorbeerkranz wie im alten Griechenland, sondern ein Gebinde aus Eichenblättern, einem schon damals sehr deutschen Baum. Den bayrischen Löwen, der ihr zu Füßen sitzt, hätte es ikonografisch jedenfalls nicht mehr gebraucht. Und so steht die Bavaria nun am Hang, 18,52 Meter hoch und fast 90 Tonnen schwer, und blickt entschlossen auf die Theresienwiese, einem ebenfalls enorm bayrischen Ort: Dort wird seit 1810 das Oktoberfest gefeiert.
© Josef Kuchlbauer / mauritius images