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Ungarn-Auswanderer Zu Besuch bei Deutschen, denen Deutschland nicht mehr deutsch genug ist

An den Ufern des Plattensees brandet eine "Flutwelle" von Fremden auf: deutsche Migranten, die es in der Heimat nicht mehr ausgehalten haben. Denn dort, so klagen sie, würden sie politisch verfolgt
Familie Schönauer vor ihrem Haus in Zalakomar
Detlev Schönauer und seine Frau Marion Schönauer-Philippi wollen die ungarische Staatsbürgerschaft beantragen. In Zalakomár haben sie ein neues Zuhause gefunden  
© Enver Hirsch für GEO


Der Makler  

Ottmar Heide sitzt in seinem Büro im Hinterland des Balaton und sieht zu, wie seine Kundschaft wächst. Über dem Schreibtisch hängt ein Bildschirm mit seiner Website; alle, die in sein Büro in der Kleinstadt Marcali kommen, schauen direkt drauf. Es ist erst zehn Uhr am Vormittag, und schon 924 Menschen haben die Seite besucht, am Tag zuvor waren es insgesamt 1784. Die Jahre am Plattensee haben Ottmar Heides Haut braun gebrannt. Er lächelt gern und oft. Und genauso gern und oft raucht er.  

Ottmar Heide
Ottmar Heide verkaufte einst in Worms Elektronik, nun handelt er mit Häusern in Ungarn
© Enver Hirsch für GEO

Über den Bildschirm flackern Angebote. Ein renoviertes Einfamilienhaus in ruhiger Umgebung, 561 Quadratmeter Grundstücksfläche, 65.000 Euro. Familienhaus mit Jacuzzi und Sauna und Blick auf den See, 2749 Quadratmeter Grundstücksfläche, 168.000 Euro. Zwei Weinkeller für 19.600 Euro.  

Als der Immobilienmakler Ottmar Heide sein Geschäft in Ungarn startete, 20 Jahre ist das her, verkaufte er etwa 20 bis 30 Häuser im Jahr, schon davon konnte er ganz gut leben. Inzwischen sind es 120 bis 150. "2015 ging es richtig los", sagt Heide. Das war das Jahr der sogenannten "Flüchtlingswelle" in Deutschland. Ihr folgte eine andere Welle, "eine Flutwelle", sagt Ottmar Heide. Er meint die Auswanderer aus Deutschland.