Die Website Urlaubsarchitektur zeigt die Perlen unter den Ferienhäusern
GEO.de: Finden Sie es selbst stressig, ein Ferienhaus für sich und Ihre Familie zu finden?
Jan Hamer: Urlaubsarchitektur hat genau so angefangen. Weil ich es so stressig fand. Ich habe jedes Jahr wieder mit Freunden diskutiert. Wo kann man denn mal hinfahren? Wer kennt irgendetwas Schönes? Und ich dachte nur: Es kann doch nicht sein, dass wir jedes Jahr immer wieder neu überlegen müssen? Das war der Startpunkt für die Plattform www.urlaubsarchitektur.de im Jahr 2007. Mittlerweile haben wir 360 Häuser auf der Plattform, und das heißt natürlich auch: Es ist nicht einfacher, denn nun ist auch die Auswahl größer – und das kann manchmal auch anstrengend sein. Am Ende bleibt nun immer die Frage: Welches dieser schönen Ferienhäuser will ich nun eigentlich? (lacht)
GEO.de: Haben Sie zurzeit ein Lieblingshaus auf Urlaubsarchitektur? Und wenn ja, welches und warum?
Jan Hamer: Natürlich habe ein Lieblingshaus, aber das werde ich Ihnen nicht verraten!
GEO.de: Und warum sind alle Urlaubsarchitektur-Häuser so traumhaft schön?
Jan Hamer: Es gibt keine Formel für unsere Auswahl. Es ist sehr viel Intuition. Ich muss das Gefühl haben, dass ein Haus stimmig und authentisch ist. Natürlich ist die Qualität der Architektur wichtig. Und ich versuche auch einen Eindruck von den Vermietern zu bekommen. Aber klar definierte Richtlinien kann ich Ihnen nicht nennen.
GEO.de: Wie finden Sie immer wieder diese vielen, neuen, tollen Häuser?
Jan Hamer: Unser siebenköpfiges Team verfügt inzwischen über ein weites Netzwerk. Es gibt auch Leser, die uns Hinweise geben. Und wir bekommen täglich Bewerbungen von Ferienhaus-Besitzern. Wir müssen aber den allergrößten Teil dieser Bewerbungen ablehnen. Ich würde sagen ca. 80 Prozent lehnen wir ab.
GEO.de: Und was machen die 80 Prozent der Ferienhausbesitzer falsch?
Jan Hamer: Das ist schwierig zu beantworten. Häufig wird eine Ferienwohnung rein funktional, touristisch gesehen, und das merken sie den Objekten auch sofort an. Bei unseren Ferienhäusern haben sich die Eigentümer meist sehr genau überlegt, wie ihr Haus genutzt werden soll, was man dafür braucht und was nicht.
Touristiker legen ihnen genaue Listen vor, die aufführen, was sie angeblich alles haben müssen, damit ein Haus als Ferienhaus vermietet werden kann. Da steht dann zum Beispiel: Sie müssen eine Satellitenantenne besitzen – und die Hausbesitzer schaffen sich sofort eine an. Das sind unterschiedliche Herangehensweisen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die Qualität, die uns wichtig ist, lässt sich durch Checklisten kaum abbilden.
GEO.de: Und wie sehr kommt bei Ihrer Ferienhaus-Auswahl in Ihnen der Architekt durch?
Jan Hamer: Es geht nie darum, dass ich ein Haus nicht aufnehmen würde, weil ich es architektonisch anders gemacht hätte, sondern, ob es in sich stimmig ist. Hat das Ferienhaus ein klares Konzept, das durchgehalten wird? Ist eine architektonische Idee vorhanden? Andererseits geht es aber auch darum, dass es vielleicht architektonisch besser gelöst ist als andere Häuser in der jeweiligen Region. Es müssen nicht alle Häuser Architekturpreise gewonnen haben - obwohl viele der von uns ausgewählten Objekte schon preisgekrönt sind - aber die Häuser sollten deutlich besser sein als das, was man da sonst in der Umgebung findet.
GEO.de: Und wie wichtig ist der Komfort?
Jan Hamer: Absolut nicht wichtig. Wir würden auch eine Hütte veröffentlichen, die kein fließendes Wasser hat und keine Heizung. Viele Häuser auf urlaubsarchitektur.de bieten viel Komfort. Das ist aber kein Kriterium, um aufgenommen zu werden. Es geht uns nicht um Luxushäuser, sondern allein um die Qualität des Wohnens und des Ortes. Daher kann es genauso eine sehr einfache Unterkunft sein.
GEO.de: Und wie verhält es sich mit den Konkurrenten wie Airbnb?
Jan Hamer: Was ich Positiv finde, ist die direkte Vermarktung: Ich finde es sehr sympathisch, dass man in der Regel direkt beim Eigentümer mietet. Andererseits ist Airbnb ein riesen Pool, wo jedes Objekt aufgenommen wird, wo keine Selektion stattfindet, sodass es schwierig ist, dort Qualität zu finden. Es gibt inzwischen ja auch Berichte von Gästen darüber, dass Unterkünfte nicht so waren, wie sie online gezeigt wurden.
GEO.de: Und was sagen Sie dazu, wenn Sie nun Ihren nächsten Sommerurlaub in einem Wohnwagen an der Ostsee verbringen müssten?
Jan Hamer: Ich würde das gerne mal machen. Wir haben natürlich einen privilegierten Zugang zu schönen Ferienhäusern, in die wir auch immer wieder selbst mit der Familie fahren, deswegen fände ich es ganz witzig, dem mal etwas entgegenzusetzen. Aber bei den Campingplätzen gibt es wie bei den Ferienhäusern eine riesige Spannweite an Angeboten – und ehrlich gesagt, auf die meisten Campingplätze würde ich nicht fahren wollen.
Urlaubsarchitektur im Web
Das Buch "Fremde Zimmer" ist eine Auswahl der Reisefieber Kolumnen, die von Wolfgang Bachmann regelmäßig auf urlaubsarchitektur.de erscheinen. Edition URLAUBSARCHITEKTUR, 2015, 114 S., 12,95 €