Plastik im Meer Mikroplastik im Atem von Delfinen entdeckt

Zwei grosse Tümmler steigen aus dem Wasser auf. Im Hintergrund ist ein schöner Sonnenuntergang
Mikroplastik ist inzwischen überall zu finden. Nun wurden sogar verschiedene Kunststoffpartikel im Atem von frei lebenden Delfinen nachgewiesen
© Danita Delimont / mauritius images
Dass Mikroplastik durch die Meere wie durch die Luft treibt, ist bekannt. Nun hat ein Forschungsteam zum ersten Mal winzige Partikel und Fasern im Atem von frei lebenden Delfinen entdeckt

Mikroplastik ist allgegenwärtig - vom Meeresboden über Hochgebirge bis hin zur Luft. Nun haben Forschende erstmals Kunststoffpartikel im Atem von frei lebenden Delfinen nachgewiesen. Im Atem von Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) aus zwei verschiedenen US-Küstengebieten wies das Team um Leslie Hart vom College of Charleston (US-Bundesstaat South Carolina) gleich mehrere Arten von Kunststoff nach.

Die Gruppe untersuchte insgesamt elf Delfine aus der Sarasota Bay, einer großen Bucht an der Westküste des US-Bundesstaates Florida, und der Barataria Bay im Südosten von Louisiana - also jeweils in küstennahen Gewässern. Sie nahmen Atemproben direkt über dem Blasloch der Tiere, während diese ausatmeten. Um sicherzustellen, dass die Proben von den Delfinen stammten, testeten sie auch die Umgebungsluft. Das Blasloch wurde vorher gereinigt, um Kontamination durch Meerwasser auszuschließen. 

Verschiedene Arten an Mikroplastik

Im Atem aller Delfine fand das Team Mikroplastikpartikel, wie es im Fachjournal "PLOS One" berichtet. Die Forschenden identifizierten mehrere verschiedene Kunststoffe, darunter Polyester, Polyamid, Polyethylenterephthalat (PET), Polybutylenterephthalat (PBT) und Polymethylmethacrylat (PMMA). Dies deute darauf hin, dass die Tiere Kunststoff nicht nur über die Nahrung, sondern auch durch die Atemluft aufnehmen, schreibt die Gruppe. 

Die Partikel waren sämtlich kleiner als 0,5 Millimeter, Fasern waren maximal 1,7 Millimeter lang. Weitere Studien müssten nun zeigen, in welchem Maß Delfine Kunststoffpartikel einatmen und welche Auswirkungen dies auf ihren Organismus hat, insbesondere auf ihre Lungen. 

Delfine atmen tief ein

"Wir wissen, dass Mikroplastik durch die Luft treibt, daher erwarteten wir, es in Atemproben zu finden", schreiben die Forschenden. "Delfine haben ein großes Lungenvolumen und atmen tief ein, weshalb wir besorgt sind, was diese Kunststoffe in ihren Lungen anrichten können".

Studien deuteten darauf hin, dass Mikroplastik oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen auslösen sowie in Lungengewebe auch zu Fibrosen führen könne, heißt es weiter. Zudem könnten die Partikel durch den Gasaustausch in der Lunge ins Blut und in andere Organe gelangen. Solche Partikel wurden demnach bereits bei Menschen in Lungen, Darm, Stuhl, Herz und Plazenta nachgewiesen. Mikroplastik sei oft aus Tausenden von Chemikalien zusammengesetzt, darunter Phthalate, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS), die hormonell aktive Verbindung Bisphenol A (BPA) und Flammschutzmittel.

Walter Willems