Es hätte kaum einen besseren Zeitpunkt geben können: Mitten in die Bilder und Nachrichten vom Flammeninferno in Los Angeles purzelt jetzt eine dringende Warnung von Munich Re. Der weltweit größte Rückversicherer versichert sozusagen die Risiken der Versicherer. Naturkatastrophen haben demnach im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar verursacht, von denen nur 140 Milliarden versichert waren.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 beliefen sich die Schäden auf "nur" 268 Milliarden. Gemessen an den versicherten Schäden sei das Jahr 2024 das drittteuerste seit 1980 gewesen, teilt der Konzern mit. "Der Klimawandel zeigt Krallen", betitelt der Rückversicherer seine Pressemitteilung. Und: "Die Welt wird heißer, starke Wirbelstürme, Schwergewitter und Überschwemmungen sind die Folge." Allein der Hurrikan "Helene" forderte 2024 nicht nur 200 Tote, sondern hinterließ in Florida, Georgia und North Carolina Verwüstungen im Gegenwert von 56 Milliarden US-Dollar.
Extreme Trockenheit begünstigt die verheerenden Brände in Los Angeles
In Kalifornien sind nun bei den Feuern, die durch ungewöhnliche Trockenheit und starke Winde begünstigt werden, mindestens fünf Menschen gestorben, allein in Los Angeles sollen Berichten zufolge schon knapp 2000 Häuser verbrannt sein. Dabei ist die US-Metropole, gemessen an den Opferzahlen, bislang noch glimpflich davongekommen: Im Taifun Yagi starben im September 2024 auf den Philippinen, in Teilen von China, Vietnam und Myanmar ungefähr 850 Menschen.
Wir wissen heute, dass jedes weitere Zehntelgrad die Wahrscheinlichkeit für extremes Wetter, für Dürren oder Überschwemmungen steigen lässt. Dass der Klimawandel Wirbelstürme gefährlicher macht. Dass das 1,5-Grad-Ziel Geschichte ist und die Welt auf knapp drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zusteuert. Was muss noch passieren?
"Den Preis für schlimmere Wetterextreme zahlen alle, aber besonders die Menschen in kaum versicherten Ländern und mit weniger öffentlicher Finanzkraft für einen raschen Wiederaufbau", sagt Munich-Re-Chefklimatologe Tobias Grimm. Die Weltgemeinschaft müsse endlich handeln und Wege finden, die Widerstandskraft der besonders gefährdeten Länder zu stärken.
Eine ungewöhnlich drastische, fast schon politische Botschaft eines Versicherungskonzerns. Wir sollten auf sie hören, zumal Studien gezeigt haben, dass die ökonomischen Schäden des Klimawandels weit höher sind als die Kosten für konsequenten Klimaschutz. Denn anders formuliert bedeutet der Appell: Menschen werden – sofern sie mit dem Leben davonkommen – auf Kosten für Schäden sitzen bleiben, die sie nicht zu verantworten haben.