Nachdem das Wetterphänomen El Niño in den vergangenen zwei Jahren die weltweiten Rekordtemperaturen mitbefeuert hat, ist nun der langersehnte kühle Antipode La Niña eingetroffen. Sie könnte die globalen Durchschnittstemperaturen senken, wird regional aber mehr Dürren und starke Regenfälle verursachen. Allerdings sieht es so aus, als würde diese La Niña vergleichsweise schwach ausfallen.
Auf der Südhalbkugel pendelt das Wetter alle paar Jahre zwischen zwei Extremen, El Niño und La Niña, die zusammen die El Niño Southern Oscillation (ENSO) bilden. Das Wasser des Pazifiks schwappt zwischen der Küste Asiens und Südamerikas hin und her, die Passatwinde verstärken sich oder schwächen ab. Dies prägt das lokale Wettergeschehen in den anliegenden Kontinenten: Wo es sonst regnet, herrscht auf einmal Dürre; wo die Sonne scheinen sollte, rollen plötzlich Fluten übers Land. Wann die einzelnen Phasen eintreten, lässt sich nur schwer vorhersagen, ENSO läuft in einem drei- bis fünfjährigen Zyklus ab.
In den vergangenen beiden Jahren herrschte ein El Niño, der zu den fünf stärksten je gemessenen gehörte. Neben zahlreichen Extremwettern standen vor allem die Meerestemperaturen im Blickpunkt: Sie erreichten nicht nur Rekordwerte, sondern wichen stark von allem bisher gemessenen ab. Neben vielen weiteren Faktoren hatten sich hier die Einflüsse des El Niño auf den langfristigen Trend der Klimaerwärmung addiert.
Nach dem Ende von El Niño wurde seit Monaten La Niña erwartet. Doch das Phänomen ließ ungewöhnlich lange auf sich warten. Nun aber hat die US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) vermeldet, dass im Dezember 2024 die Meerestemperaturen vor Südamerika so weit gefallen seien, dass man von La Niña sprechen könne. Nach den Prognosen der NOAA wird sie bis Februar oder April anhalten, der anschließende langsame Übergang in den Normalzustand werde zwischen März und Mai beginnen.
In Nord- und Südamerika führt La Niña typischerweise zu mehr Dürren, in Australien und Südostasien eher zu stärkeren Regenfällen. Europa wird das Wetterphänomen nicht direkt spüren. Für die Meere war erhofft worden, dass sie während La Niña viel von ihrer gesammelten Energie abgeben und damit abkühlen könnten. Sollte La Niña aber tatsächlich eher schwach ausfallen, bliebe dafür nicht viel Zeit.