
Kaiser Jiajing: Meine Flotte soll sinken
Anfang des 15. Jahrhunderts verfügt China über eine Flotte, die größer ist als alle europäischen Schiffsverbände zusammen. Um seine Stärke zu demonstrieren und neue Handelswege zu erschließen, lässt China seine riesigen Dschunken, deren Ausmaße auf den Ozeanen ohne Konkurrenz sind, zu Hunderten nach Indien, Arabien und Afrika segeln. Das Tor zur globalen Vorherrschaft scheint dem Reich offen zu stehen. Doch dann fällen die Mächtigen der Verbotenen Stadt eine Entscheidung, die einen Wendepunkt der Weltgeschichte bedeutet: Um 1433 beschließen sie aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen, fortan auf Expeditionen zur See zu verzichten. Die Flotte wird in den folgenden Jahrzehnten vernachlässigt und verkommt, der Bau von Schiffen mit mehr als zwei Masten 1500 gar zum Kapitalverbrechen erklärt. Und 1525 befiehlt Kaiser Jiajing schließlich, alle verbliebenen hochseetüchtigen Dschunken zu zerstören. China hat sich nach innen gewandt, zieht sich auf sich selbst zurück und sinkt zu einem technisch und politisch rückständigen Gebilde herab. Seinen Platz auf den Weltmeeren nehmen andere Mächte ein: Portugal und Spanien, Holland und England.
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