
Al-Mustasim: Desaströser Stolz
Mit unvorstellbarer Grausamkeit erobern die Mongolen im 13. Jahrhundert weite Teile Asiens und Europas. Nur wer sich ihnen ergibt, kann der Vernichtung entgehen. Doch der Kalif von Bagdad, Al-Mustasim, der spirituelle Führer aller Muslime, ist ein stolzer Mann. Als die Mongolen auf seine Stadt zumarschieren, will er sich nicht beugen. Auch nicht, als der mongolische Heerführer ihm schreibt, was bei Widerstand passieren werde: "Ich werde nicht eine Menschenseele am Leben lassen in deinem Land. Ich werde deine Stadt, dein Land, dein Reich in Flammen aufgehen lassen." Al-Mustasim lehnt ab, verspottet den mongolischen Anführer als "jungen Mann", der seine "Karriere gerade erst begonnen" habe. Im Februar 1258 machen die Mongolen Bagdad dem Erdboden gleich, töten Männer, Frauen, Kinder; Chronisten sprechen von 800.000 Toten. Al-Mustasim (im Bild rechts; Darstellung seiner Gefangennahme) lassen sie von Pferden tottrampeln. Mit dem stolzen Kalifen stirbt auch eine ganze Generation Gelehrter, Ärzte, Künstler. Millionen Bücher sind verbrannt. Damit endet eine kulturelle Blütezeit der arabisch-persischen Zivilisation, die Forscher heute das "goldene Zeitalter" des Islam nennen. Nach dem Fall Bagdads wendet sich die zuvor fortschrittliche und erkenntnishungrige muslimische Zivilisation nach innen, beginnt sich abzuschotten gegen Einflüsse von außen.
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