
Leo X.: Nicht ich bin das Problem – Luther ist es
Als Papst Leo X. (hier in einem Gemälde aus dem 16. Jhdt.) 1513 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wird, soll er gesagt haben: "Da Gott uns das Pontifikat gegeben hat, lasst es uns genießen!" Während seiner Herrschaft im Vatikan verschleudert er 4,5 Millionen Dukaten, was damals in etwa dem Wert von 15 Tonnen reinen Goldes entspricht. Um seine Kassen gut gefüllt zu halten, verkauft er an die Gläubigen reichlich Ablassbriefe, Freisprüche von Sündenstrafen. Die erzürnen den deutschen Theologieprofessor Martin Luther derart, dass er sich 1517 in seinen 95 Thesen gegen die katholische Kirche wendet. Doch Leo verbittet sich jede Kritik gegen seinen Ablasshandel, verurteilt Luthers Thesen als "häretisch, Ärgernis erregend", fordert ihn auf, zu widerrufen – und exkommuniziert ihn schließlich, als Luther bei seinem Standpunkt bleibt. Leo unterschätzt, wie viele Anhänger der Reformator schon hat. Durch sein Verhalten befeuert er die Spaltung der Christenheit in Katholiken und Protestanten – und sorgt so mit dafür, dass der Vatikan sein abendländisches Monopol in Glaubensfragen verliert.
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