Femme fatale: Das Zerrbild einer einflussreichen Frau
Ohne jede Regung scheint die Herrscherin zu beobachten, wie zum Tode verurteilte Gefangene an einem Gift verenden, das sie für einen möglichen eigenen Freitod an ihnen testet. Kleopatra ist rücksichtslos, lässt während ihrer Herrschaft etwa mehrfach Verwandte beseitigen, die ihr gefährlich werden könnten. Doch die Betonung dieses für damalige Herrscher durchaus üblichen Charakterzugs sowie ihre erotisch aufgeladene Pose in diesem Gemälde von Alexandre Cabanel aus dem Jahr 1887 sind typisch für die oft einseitige Erinnerung an die Pharaonin. Denn das Bild, das von Kleopatra überdauert, prägen lange die antiken Geschichtsschreiber aufseiten ihres größten Feindes Octavian. In deren Werken erscheint die Pharaonin als dekadente, niederträchtige Verführerin, die mächtige Römer mit ihren weiblichen Reizen manipuliert und so dem Imperium Schaden zufügt. Später paart sich diese Sicht mit einer Faszination für östliche Exotik. Und so finden sich bis weit in die Moderne hinein viele Darstellungen Kleopatras in Text und Bild, die sie, hochgradig sexualisiert, als Femme fatale zeichnen.
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