Aus der Ferne sehen sie aus wie zwei übereinandergestapelte weiße Ziegelsteine: unten ein großer, darüber ein kleiner. Die Umrisse des Hauses in Weimar brechen radikal mit der Architektur vergangener Zeiten. Es hat nichts mehr von dem Pomp wilhelminischer Prunkbauten. Nichts mehr von der verspielten Extravaganz des Jugendstils. Statt Blütenornamenten zeigt es nur einfarbige Flächen, statt Stuckdekors klare Kanten.
Besucher aus dem In- und Ausland bestaunen das seltsame Musterhaus und seine Einrichtung. Seit der Eröffnung der ersten öffentlichen Ausstellung des "Staatlichen Bauhauses in Weimar" am 15. August 1923 ist nun endlich zu sehen, was hinter den Mauern der neuen Kunstschule erarbeitet wird.
Mit Bedacht hat deren Direktor Walter Gropius ihren Namen gewählt: Bauhaus – das soll an die Bauhütten des Mittelalters erinnern, in denen Handwerker und Künstler gemeinsam arbeiteten und mit den Kathedralen einzigartige Kunstwerke schufen.