Drei Bilder, drei Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten:
Ein Riesenrad vor gelbem Herbstlaub, aus dem ein Wohnblock ragt. Der Himmel ist blau, die Gondeln sind leer. Denkbar, dass sie, vom Wind leicht bewegt, in ihrer Aufhängung quietschen. Ein himmelblau gestrichener Raum, bis zur Hälfte der Türrahmen mit Sand gefüllt. Wie eine eingefrorene Woge, von sanftem Licht durchflutet, scheint er lautlos durch das Haus zu schwappen. Das Innere eines sakral anmutenden Kuppelbaus: Ein Sonnenstrahl fällt schräg auf verwitterten Naturstein, bringt grüne Flechten und Moose zum Leuchten.
Die Sperrzone rund um das radioaktiv verseuchte Tschernobyl, aufgegebene Häuser in der Wüste Namibias, ein Mausoleum auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg: Trotz aller Verschiedenheit ist diesen Orten etwas gemeinsam – sie sind verlassen. Sie wurden von Menschen erbaut, Menschen haben hier einst gewohnt, gearbeitet oder getrauert. Stimmen hallten durch die Räume, Lachen, vielleicht auch Weinen, wer weiß. Jetzt liegen sie brach. Still ist es hier.
Solche vergessenen Orte sind seit einigen Jahren als "Lost Places" bekannt. Und erleben einen regelrechten Hype. Es sind ehemalige medizinische Einrichtungen und Industrieruinen ebenso wie militärische Anlagen, Bunker, Grabanlagen und Tunnel, Flugzeugwracks und eingemottete Raumfähren, stillgelegte Bahnstrecken, Kirchen, Kinos – und natürlich verlassene Wohngebäude: Villen, Gutshäuser, Bauernhöfe oder Grandhotels.