An einem April-Tag des Jahres 2008 stand Andrea Diefenbach in einer Dorfschule im Südosten der Republik Moldau. Es war so kalt, dass alle Mädchen und Jungen der ersten Klasse Schals und dicke Wollmützen trugen. Diefenbach, für eine Fotoreportage unterwegs, hörte, wie die Lehrerin die Kinder fragte, wie viele von ihnen die meiste Zeit des Jahres ohne Mutter, ohne Vater auskommen mussten. Fast zwei Drittel der Kleinen hoben die Hand.
"Land ohne Eltern" nannte die junge Fotografin aus Deutschland ihr Buch, an dem sie in diesem Moment zu arbeiten begann. Sie reiste in moldauische Dörfer, wo sie Kindern in der Obhut ihrer Großeltern begegnete. Kindern, die allein am Küchentisch saßen, allein im Elternbett schliefen. Die am Telefon standen, wo sie einen Anruf der Mutter aus Italien erwarteten.