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Russland Wie mein Heimatland zum Feind der Freiheit wurde

  • von Vladimir Esipov
Wohin marschiert Russland? Vladimir Esipov, ehemals Chefredakteur der russischen GEO-Ausgabe, glaubte eine Zeit lang: in die Freiheit. Er musste schmerzlich erleben, dass er sich geirrt hatte. Und fragt sich nun: Warum führt seine Heimat eine Tragödie auf?
Jugendliche mit roten Pullovern und weißen Röcken gehen über den Roten Platz in Moskau
Linientreu. Tausende Mädchen und Jungen sind im Mai 2023 auf dem Roten Platz in Moskau versammelt, um wie in jedem Jahr den "Tag der Pioniere" zu feiern. Die Jugendorganisation der heutigen Kommunistischen Partei Russlands schließt an das Vorbild aus Sowjetzeiten an, vermittelt jedoch vor allem patriotische Werte
© Nanna Heitmann / Magnum Photos

I. Die Rettung – Schreiben und schreiben

Glückliche Menschen schreiben keine Bücher. Zumindest nicht um vier Uhr morgens, und schon gar nicht mit dem Wort "Tragödie" in der Überschrift.

Porträt eines Mannes
Vladimir Esipov war Chefredakteur der russischen Lizenzausgabe des GEO-Magazins. Inzwischen wohnt er in Berlin 

Das dachte ich jedes Mal, wenn ich mich am frühen Morgen in die Küche schleppte, meinen Laptop aufklappte und die Kaffeemaschine anwarf, unfähig zu schlafen, zu aufgeregt wegen der Nachrichten, geplagt von den Sorgen um Verwandte, Freunde, Kollegen, um mich selbst – und um das Land, das ich meine Heimat nenne.