Inklusion Erster Parastronaut: John McFall ist trotz Beinprothese fit für die ISS

Esa Para Astronaut John McFall während eines Testflugs
Völlig losgelöst: John McFall während eines Parabelflugs im April 2023
©  ESA/Novespace
Zwei Jahre Tests und Trainings durchlief der Brite, um zu zeigen, dass Raumfahrt auch mit körperlichen Einschränkungen möglich ist. Nun gibt die ESA ihm grünes Licht 

John McFall hat eine beeindruckende Biografie. Mit 19 Jahren verlor er sein rechtes Bein bei einem Motorradunfall. Danach lernte er, mit einer Prothese zu laufen, studierte Sportwissenschaften, gewann als Sprinter Bronze bei den Paralympics in Peking, wurde Orthopäde. 2022 wählte die ESA den Briten als ersten körperlich behinderten Astronauten für ihre Machbarkeitsstudie "Fly!" aus. Diese sollte zeigen, ob auch Menschen mit physischen Einschränkungen das Zeug zum Raumfahrenden haben, ob sie an Bord der ISS leben und arbeiten können. "Wir engagieren uns dafür, zu zeigen, dass der Weltraum für alle da ist", fasst ESA-Chef Josef Aschbacher zusammen. 

Seit 2022 trainierte McFall für seinen Einsatz im All, absolvierte unter anderem Parabelflüge und Taucheinsätze, um Schwerelosigkeit zu simulieren. Nun hat der 43-Jährige das medizinische Zertifikat erhalten, das ihm einen mehrmonatigen Aufenthalt auf der ISS ermöglicht. Wann es tatsächlich für ihn losgeht , steht noch nicht fest – wie alle anderen Astronauten und Astronautinnen der Reserve wartet er nun darauf, einer Mission zugeteilt zu werden. 

Spezielle Hürden in der Schwerelosigkeit

In seinem irdischen Alltag stellt McFalls Prothese längst kein Hindernis mehr für ihn dar. In der Studie hingegen stand alles auf dem Prüfstand. "Was mich am meisten überrascht hat, ist, dass ich plötzlich in eine Umgebung gekommen bin, wo hinterfragt wurde, ob ich etwas Bestimmtes tun kann oder nicht", erzäht er. "Das hat sich komisch angefühlt." 

Tatsächlich warten in der Schwerelosigkeit sehr spezielle Hürden auf McFall. "Die Astronauten und Astronautinnen benutzen ihre Beine für vieles. Sie verankern sich etwa mit dem Fuß, während sie Experimente durchführen oder sich die Zähne putzen", erzählte der Parastronaut GEO bereits am Anfang seiner Ausbildung. "Die größte Herausforderung wird vermutlich sein, sicherzustellen, dass meine Prothese gut sitzt." In der Schwerelosigkeit verteilt sich die Flüssigkeit im Körper anders, Raumfahrende sehen daher oft ein wenig aufgedunsen aus. "Wir müssen also etwas finden, das es meiner Prothese erlaubt, sich flexibel an Schwellungen in meinem Beinstumpf anzupassen." 

Grundsätzlich geht die ESA davon aus, dass McFall an Bord der Internationalen Raumstation alles tun kann. Lediglich einen Weltraumspaziergang schließt sie bislang aus. Doch auch schon vor dem echten Härtetest in der Schwerelosigkeit sieht McFall das Projekt als Erfolg. Er hofft, andere Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen zu inspirieren: "Ich bin stolz auf den erreichten Wandel in der Denkweise."

mit dpa