Raumfahrt Rückkehr zum Mond: Was 2026 über die Vormacht im All entscheidet

Mond
2026 könnten wieder Menschen zum Mond fliegen. Eine solche Mission ist auch eine Machtdemonstation im Wettlauf um den Weltraum
©  Marcus Müller / dpa
Seit Jahren läuft zwischen Raumfahrtnationen ein Wettlauf zum Mond. Nun könnte ein Etappenziel real werden. Auch die Suche nach einem tollen Platz für Mondstationen geht weiter

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat kein Mensch mehr den Mond besucht. Im kommenden Jahr soll sich das ändern. Vier US-Amerikaner werden, so alles klappt, Richtung Erdtrabant fliegen - und damit, bevor das den Chinesen gelingt. 

Strategisch symbolisiert die Rückkehr zum Mond technologische und geopolitische Führung im Wettlauf um den Weltraum. Eine dauerhafte Präsenz dort gilt als Weg, nationale Interessen in der Raumfahrt zu sichern und internationale Kooperationen prägen zu können.

Viele Länder – und immer stärker auch Privatunternehmen – haben große Pläne fürs All. Ein Überblick: 

USA: Vier Menschen sollen den Mond umrunden

Erst nominierte US-Präsident Donald Trump den Milliardär und Weltraum-Touristen Jared Isaacman als neuen Chef der Weltraumbehörde Nasa, dann zog er die Nominierung wieder zurück, dann nominierte er ihn erneut. Die Episode scheint beispielhaft für die derzeitigen US-Weltraum-Pläne: viel Hin und Her, viele Verzögerungen, wenig Klarheit. 

Der grundsätzliche Plan zumindest bleibt: US-Amerikaner sollen mit dem "Artemis"-Programm zurück zum Mond. In der ersten Jahreshälfte 2026 sollen drei Männer und eine Frau bei der rund zehntägigen Mission "Artemis 2" den Mond umrunden. 2027 sollen dann bei "Artemis 3" nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen, darunter erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person. Der bisher letzte Mensch auf dem Mond war im Dezember 1972 dort, während der Nasa-Mission "Apollo 17". Längerfristig soll am Mond die Station "Gateway" entstehen.

In den USA mischen dabei immer stärker private Anbieter mit: Das "Starship" des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk, das bisher größte und leistungsstärkste Raketensystem der Raumfahrtgeschichte, absolvierte bereits zahlreiche Testflüge. Zudem konnte die "New Glenn"-Rakete des Raumfahrtunternehmens Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos aufholen. Krisengeplagt bleibt der "Starliner" von Boeing. 

CHINA: Fokus auf Mond und Weltraumstation

Die Volksrepublik treibt im Wettrennen gegen die USA um technisch anspruchsvolle Missionen ein ambitioniertes Weltraumprogramm voran. Das vorgegebene Ziel ist, bis 2030 eine bemannte Mondmission zu starten. Zum genauen Zeitplan hält sich das Land bedeckt.

2026 soll mit der Mission "Chang'e 7" zunächst wieder eine Sonde auf dem Mond landen. 2024 hatte die viel umjubelte "Chang'e 6"-Mission erstmals Gesteinsproben von der schwer erreichbaren Rückseite des Erdtrabanten zurück zur Erde gebracht. "Chang'e 7" soll am Südpol des Mondes mit einem Rover nach Wassereis suchen, das Forscher dort vermuten. Das hilft bei der Auswahl eines passenden Platzes für den Bau einer Mondbasis. 

Erfahrung mit bemannter Raumfahrt sammeln die Chinesen mit dem Betrieb der Weltraumstation "Tiangong" ("Himmelspalast"), zu der in halbjährlichem Rhythmus Astronauten fliegen. Ein Astronaut der "Shenzhou 22"-Mission soll einen Langzeitaufenthalt von einem Jahr absolvieren. Zudem steht der Jungfernflug von "Mengzhou 1", einer neuen Raumschiff-Generation, zur Station an. Derzeit wird sie von Tianzhou-Frachtraumschiffen versorgt, Astronauten werden mit Shenzhou-Raumschiffen hingebracht.

RUSSLAND: Verzögerungen wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten 

Nach wie vor hat die Raumfahrtnation ein gemeinsames Projekt mit den USA: den Betrieb der längst in die Jahre gekommenen Internationalen Raumstation (ISS). Zunehmende wirtschaftliche Probleme im Zuge des kostspieligen Angriffskriegs gegen die Ukraine wirken sich auf sonstige Pläne im All aus. Die westlichen Sanktionen verteuern zum Beispiel technische Güter, die über Umwege aus dem Ausland eingeführt werden.

Trotz der Schwierigkeiten plant die Raumfahrtbehörde Roskosmos Milliardenausgaben und will deutlich stärker als in der Vergangenheit auch private Investoren heranziehen. Geplant ist etwa – nach dem US-Vorbild Starlink - der Aufbau eines Satelliten-Internetdienstes, der laut Roskosmos-Chef Dmitri Bakanow 2027 starten soll. Bis dahin müsste Russland hunderte Satelliten ins All bringen. Beginnen soll 2026 zudem die Arbeit an der ersten russischen wiederverwendbaren Rakete "Korona". 

Experten erwarten wegen der logistischen und finanziellen Probleme allerdings Verzögerungen bei den Projekten. Die Mondmission "Luna-26" wurde bereits auf 2028 verschoben. Als langfristiges Ziel hat auch Russland weiterhin, Menschen auf den Mond zu bringen und dort eine Station zu errichten.

EUROPA: Mehr Eigenständigkeit im All

Europa verfolgt das Ziel, technologisch unabhängiger zu werden. Die europäische Raumfahrtbehörde Esa konnte sich gerade erst über die Zusage eines Rekordbudgets von fast 22,1 Milliarden Euro für die Periode 2026 bis 2028 freuen. Ein Schwerpunkt soll - angesichts ungewisser Kooperationen etwa mit den USA - auf dem eigenständigen Zugang zum All liegen. 

Nach dem erfolgreichen Erstflug 2025 soll zum Beispiel die Trägerrakete Ariane 6 im kommenden Jahr Missionen der ESA ins All bringen. Mit einer Ariane 6 soll Ende 2026 auch das Weltraumteleskop "Plato" (Planetary Transits and Oscillations of Stars) starten, das von einem rund 1,5 Millionen Kilometer entfernten Punkt aus nach erdähnlichen Exoplaneten suchen soll. Vorangetrieben werden soll auch das Projekt "Argonaut": Der unbemannte Mondlander soll als eigenständige europäische Transportplattform dienen. 

Das Projekt "Hera" wiederum, Europas erste Mission zur planetaren Verteidigung, nähert sich einer entscheidenden Phase: Die Raumsonde wird voraussichtlich Ende 2026 beim Asteroiden ankommen und Messungen durchführen.

Noch in weiter Ferne und mit vielen Unsicherheiten behaftet ist das Esa-Vorhaben, mit der US-Mondmission "Artemis 4" einen deutschen Astronauten Richtung Mond schicken zu wollen. Auf den Mond wird derjenige nach derzeitiger Absprache ohnehin nicht kommen, zudem müssen zunächst die Missionen "Artemis 2" und "Artemis 3" erfolgreich über die Bühne gehen.

INDIEN: Start in die bemannte Raumfahrt

Indiens Fokus lag lange vor allem darauf, Satelliten günstig ins All befördern zu können. Inzwischen verfolgt das Land ehrgeizigere Ziele. Aktuell laufen die Vorbereitungen und Tests für die erste bemannte Mission des Landes. Der Flug der Raumkapsel "Gaganyaan" mit bis zu drei Astronauten in einer Erdumlaufbahn ist für das erste Quartal 2027 geplant. 

Im selben Jahr soll voraussichtlich auch die Sonde "Chandrayaan-4" auf dem Mond landen und Materialproben zurückbringen. Langfristiges Ziel ist es, indische Astronauten auf den Mond zu bringen, möglichst bis 2040. Fünf Jahre davor soll die indische Weltraumstation "Bharatiya Antriksh Station" in Betrieb genommen werden. Bei Erkundungsprogrammen sollen zudem Sonden zur Venus und zum Mars starten.

JAPAN: Suche nach Wasser am Südpol des Mondes

Auch Japan will erkunden, wo sich für Stationen dort wichtiges Wasser auf dem Mond findet. Dafür wird gemeinsam mit Indien die Mission "Lupex" (Lunar Polar Exploration) zur Erforschung der Wasserressourcen in der Südpol-Region vorangetrieben. Japan ist für den Mondrover mit Instrumenten von Nasa und Esa zuständig, Indien für die Landefähre.

Die Daten sollen für das "Artemis"-Programm verwendet werden. Japan strebt wie die Esa an, im Gegenzug eigene Astronauten zum Mond bringen zu dürfen. Der "Lupex"-Start ist derzeit für das Fiskaljahr 2026/27 (31. März) vorgesehen.