Raumfahrt "Im Weltraum gilt wie auf der Erde: Frauen haben schlechtere Chancen"

Unfallchirurgin Bergita Ganse
Bergita Ganse, Professorin an der Universität des Saarlandes, erforscht in einem Weltraum-Experiment den Rückgang der Muskulatur. In der Schwerelosigkeit baut der Körper alles ab, was er nicht benötigt. Um dem entgegenzuwirken, muss die Crew der Internationalen Raumstation zwei Stunden pro Tag trainieren. An Astronaut*innen an Bord der ISS untersucht Ganse mit weiteren Forschenden, ob eine zusätzliche neuromuskuläre Elektrostimulation den Muskelabbau bremst. Im Idealfall müssen die Raumfahrenden weniger trainieren und haben mehr Zeit für sinnvolle Aufgaben
© Oliver Dietze
Erstmals hebt eine Deutsche, Rabea Rogge, ins All ab. Eine Raumfahrtmedizinerin erläutert, welchen wichtigen Vorteil Frauen dort haben und warum sie dennoch so selten fliegen

Weltraummedizinerin Bergita Ganse, Professorin an der Universität des Saarlandes, forscht unter anderem an der Crew auf der Internationalen Raumstation. Zum bevorstehenden Weltraumtrip von Rabea Rogge als erste deutsche Astronautin spricht Ganse über Vorteile von Frauen und Vorurteile über Frauen, über verpasste Chancen in der deutschen Raumfahrt und warum wir mit Rabeas Rogges Start noch nicht am Ziel sind.

GEO: Frau Ganse, wenn Sie als Raumfahrtmedizinerin ein Team für eine Weltraumreise zusammenstellen dürften, müssten sich aber für ein Geschlecht entscheiden: Würden Sie Frauen oder Männer wählen?

Bergitta Ganse: Frauen. Allein schon, weil es solch ein reines Frauenteam in der Geschichte der Raumfahrt bislang noch nie gab. Außerdem haben Frauen einen praktischen Vorteil: Sie sind im Durchschnitt leichter, sie essen weniger und verbrauchen weniger Sauerstoff. Sie sparen also Gewicht ein, was wiederum Treibstoff spart. So wird die Reise wahlweise billiger, oder es lässt sich mehr wissenschaftliches Equipment mitnehmen. Auf Langflügen wie zum Mars macht das einen gewaltigen Unterschied.