Freundschaften Social Media Konsum: Neue Studie zeigt überraschende Auswirkung im Alltag von Jugendlichen

Eine Gruppe von Kindern sitzt beisammen und zeigt sich Inahlte auf dem Smartphone
Jeder nur für sich? Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit mit Sozialen Medien – ihre Kontakte in der analogen Welt verlieren sie darüber aber nicht
© Kevin Dodge / Getty Images
Freundschaften pflegen, Nähe und Vertrautheit in der Clique finden, gemeinsam die Welt entdecken: All das leide unter der permanenten Präsenz von Smartphones und dem Dauerkonsum Sozialer Medien – so eine gängige Befürchtung. Doch Forschende aus Norwegen kommen zu einem anderen Schluss

Ein Leben ohne Smartphone ist für die meisten von uns unvorstellbar. Doch den Alltag damit empfinden mehr und mehr Menschen zugleich als Herausforderung. Manche sogar als Zumutung. Da geht es den Älteren wenig anders als den Jüngeren. Man spürt, wie das dauernde Piepsen und Ploppen der Geräte die Aufmerksamkeit frisst. Wie man beim Chatten, Shoppen und Spielen nicht nur Zeit verliert, sondern ein wenig auch sich selbst.

Gerade Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder im steten Strom ankommender Nachrichten, E-Mails, Feeds, Tweets und Anrufe untergehen. Dass sie durch ihre Dauerpräsenz auf TikTok, Instagram und Co an Selbstbewusstsein, Konzentration, Disziplin einbüßen. Dass ihr Stresslevel steigt und ihr Bedürfnis nach Bestätigung und Konformität. 

Etliche dieser Sorgen mögen begründet sein (auch wenn Langzeitdaten zu den Folgen von Social Media Konsum immer noch spärlich sind). Manche verbreitete Befürchtung kann die Forschung inzwischen wiederum entkräften: nämlich jene, dass Kinder und Jugendliche ihre Zeit nurmehr online, und nicht mehr offline verbringen – und darüber verlernen, Begegnungen in der analogen Welt wertzuschätzen.  

Virtuelle Kontakte ersetzen analoge Freunde nicht

Eine neue Studie aus Norwegen lässt sogar den gegenteiligen Schluss zu: Demnach treffen sich gerade diejenigen Mädchen und Jungen besonders häufig mit anderen, die auch viele virtuelle Kontakte knüpfen, die viel Zeit mit dem Liken, Erstellen und Verschicken von Social Media Posts verbringen.  

Copyright: Moritz Münch

Jugend Sommer, Freunde, Freiheit: Pfadfinder auf dem Weg ins Leben

Sie versprechen Gemeinschaft und Geborgenheit und geben einander die Freiheit zu sein, wer sie sind: GEO hat einen Stamm Pfadfinder ein Jahr lang begleitet – und sich einer Jugendbewegung genähert, die seit über einhundert Jahren besteht

Dieses überraschende Ergebnis basiert auf Befragungen von etwa 800 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren, die im norwegischen Trondheim aufwachsen und an der „Trondheim Early Secure Study“ teilnehmen, einer groß angelegten Langzeitbeobachtung. Wenn junge Menschen einen Gutteil des Tages in Sozialen Medien verbringen, beeinträchtigt dies also offenbar nicht ihre Interaktion mit Freunden offline. Weder vereinsamen sie, noch legen die Daten nahe, dass ihnen grundlegende Fähigkeiten zum Gestalten zwischenmenschlicher Beziehungen abhandenkommen.

Vielmehr scheinen beide Welten unterschiedliche Möglichkeiten zur Entwicklung sozialer Kompetenzen zu bieten. Und ergänzen sich gerade deshalb für viele Heranwachsende besonders gut. Dazu passt, dass die Nutzung Sozialer Medien – so zeigen andere Studien – zu mehr Nähe in Freundschaftsbeziehungen, zur Anbahnung neuer und zur Festigung alter Freundschaften beitragen kann. 

Gefährdet ist nur eine kleine Gruppe von Jugendlichen

Einzig für eine Gruppe Jugendlicher fanden die Forschenden aus Norwegen gelegentlich Hinweise darauf, dass Social Media Konsum die Entwicklung sozialer Fähigkeiten hemmen kann: jene, die unter sozialen Ängsten leidet. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind davon zumindest eine Zeitlang betroffen. Permanent fürchten sie sich etwa davor, vor anderen blamiert, von anderen verhöhnt oder verspottet zu werden. 

Junge Menschen trinken Alkohol

Risikoverhalten Eine Psychologin erklärt, weshalb Exzesse in der Pubertät dazugehören

Wenn Teenager Drogen ausprobieren, bis zur Bewusstlosigkeit Alkohol trinken und in riskanten Mutproben ihr Limit austesten, machen sich Mütter und Väter oft große Sorgen. Die Psychologin Karina Weichold erklärt, weshalb daraus aber nur selten dauerhafte Probleme entstehen. Und wie Eltern erkennen, wann ihre Kinder wirklich in Gefahr sind

Zwar haben frühere Untersuchungen ergeben, dass Menschen mit sozialen Ängsten Kommunikation im Netz weniger einschüchternd finden als im analogen Leben – und daher von Sozialen Medien durchaus profitieren können. Gleichzeitig sind sie anfälliger für problematische Nutzungsweisen, haben etwa ein erhöhtes Risiko für Online-Sucht.

Allen Kulturpessimisten und Technikfeinden sei dennoch entgegengehalten: Das Gros der Jugendlichen scheint die Verlockungen der virtuellen Welt mindestens ebenso sehr zu schätzen wie die der analogen. Was man von vielen Erwachsenen nicht behaupten kann.