
Harriet Beecher Stowe: "Onkel Toms Hütte"
Diese Männer, Frauen und Kinder haben sich 1862 in Virginia hinter die Linie der Nordstaatenarmeen geflüchtet, in die Freiheit. Ein Jahr zuvor ist der Amerikanische Bürgerkrieg zwischen den USA und den abtrünnigen Südstaaten ausgebrochen, die aus wirtschaftlichen und politischen Gründen an der Sklaverei festhalten und fürchten, der neue Präsident Abraham Lincoln werde sie abschaffen. Die ganze Unmenschlichkeit dieser "besonderen Institution", wie der Süden sie nennt, hat wohl niemand so massentauglich aufgeschrieben wie die Pfarrerstochter Beecher Stowe. Die sentimentale Geschichte des Sklaven Onkel Tom, der verkauft und schließlich von einem brutalen Plantagenbesitzer zu Tode geprügelt wird, dabei aber als guter Christ bis zum Ende die andere Wange hinhält, erscheint 1852 und wird zum meistgekauften amerikanischen Roman des Jahrhunderts. "Sie sind also die kleine Frau, die diesen großen Krieg ausgelöst hat" - das soll Abraham Lincoln zur Autorin gesagt haben. Das Zitat ist wohl leider erfunden, und auch der Krieg hatte komplexere Ursachen. Doch hat Beecher Stowe die Stimmung im Norden sicher gegen die Sklaverei beeinflusst. Ihr Held ist im 20. Jahrhundert zu einem Antihelden geworden: Verächtlich nannte Malcolm X den Bürgerrechlter Martin Luther King einen duldsamen "Onkel Tom".
© James F. Gibson / Library of Congress