
Multatuli: "Max Havelaar"
Im Indonesischen Unabhängigkeitskrieg schenkt ein Einheimischer 1947 zwei niederländischen Soldaten auf Java Kaffee ein. 1949 entlassen die Niederlande ihre aufständische Kolonie in die Souveränität, 90 Jahre nach dem Erscheinen eines autobiographischen Romans, der ebenfalls auf Java spielt. Unter dem Pseudonym Multatuli (lateinisch für "Ich habe viel gelitten") hat der ehemalige Kolonialbeamte Eduard Douwes Dekker darin seine Erlebnisse in Indonesien verarbeitet. Max Havelaar, Held des gleichnamigen Buchs, ist ein junger, idealistischer Mann, der von der Kolonialwirtschaft erst abgestoßen wird und dann gegen sie rebelliert: Das Feudalsystem und die erzwungenen Abgaben in "Niederländisch-Indien" führen zu Hungersnöten mit Zehntausenden Toten. Der Roman konfrontiert die Europäer mit einer unbequemen Wahrheit: Ihr Reichtum beruht auf dem Leiden anderer. Er löst vorsichtige Reformen aus, vor allem im Bildungsbereich. Indonesische Kinder, die "Max Havelaar" auf niederländisch in der Schule lesen, wachsen zu den Vätern der Unabhängigkeitsbewegung heran - und die indonesische Revolution inspiriert wiederum kolonialisierte Völker Afrikas. Dekkers Buch galt denn auch dem indonesischen Schriftsteller Pramoyeda Ananta Toer als "das Buch, das den Kolonialismus tötete".
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