Jedes Wort ist wie ein Schlag, wie ein Messerstich ins Herz, welcher tausende Tränen aus dir herausquetscht. Jedes Wort schlägt dich nieder, bis du am Ende komplett verletzt am Boden liegst. Jedes Wort ist wie ein Bohrer, welcher dich durchbohrt und alles Glückliche aus dir fließen lässt. Es gibt kein Entkommen. Außer ein guter Engel, der dir hilft aufzustehen, deine Wunden schließt und dir Mut zuredet.
Nun ja, das ist Mobbing. Dies ist das Gefühl, wie es sich zeigt, wenn jemand dich mit Worten niederschlägt. Diese Worte verursachen mehr Schmerzen wie Schläge. Viel mehr. Und Leute, von denen du jahrelang glaubtest, sie wären dir wohlgesonnen, sind plötzlich die, die dich am meisten verletzen. Und die kleine Person in der Mitte, welche alles ertragen muss, nur weil sie zu schwach ist, endet nachher als ausgelaugte Hülle. Kurz vor dem Kaputtgehen.
Die kleine Person war ich.
Ich hatte alles versucht. Ich hatte jede Hilfe probiert. Nichts hatte geholfen. Schließlich schien es, als hätte sich die ganze Welt gegen mich verschworen. Schließlich blieb mir nur noch eine Möglichkeit, um alldem zu entfliehen. Der Schulwechsel.
Angekommen
Zu Beginn des neuen Jahres, wechselte ich die Schule. Ich hoffte, dass der Neustart gelingen würde.
Ich war so nervös wie noch nie, als ich in mein neues Klassenzimmer trat, doch ich fühlte mich wohl, und die folgenden Monate verstrichen schnell. Ich fand fünf treue Freundinnen, mit denen ich in einer Clique war und übernachtete bereits im Februar das erste Mal bei meiner neuen Freundin Bob. Ich erlebte das erste Mal einen Geburtstag meiner neuen Klasse und lernte alle kennen. Sechs Monate später war es soweit. Ich verspürte ein Gefühl, welches ich noch nie in einer Klasse fühlte: Geborgenheit. Ich wusste: Ich war angekommen. Angekommen - wie ein Zug im Hauptbahnhof. Angekommen - wie ein langersehnter Brief. Angekommen - wie ein Flugzeug auf der Landebahn.
Eine weise Person sagte mir mal, Freunde sind nur wahre Freunde, wenn die immer zu dir halten, wenn sie dich glücklich machen. Früher wusste ich nie, was sie damit meinte. Doch jetzt weiß ich es. Und ich finde, es stimmt.
Nun komme ich zum Ende und sehe dem prasselndem Regen vor meinem Fenster zu. Ich sehe mich vor einiger Zeit, wie ich total nervös vor dem Klassenzimmer stand. Ich sehe all die lächelnden Gesichter auf den Fotos, welche Bob mir gerade geschickt hat. Ich spüre das Glück, welches wie ein sanfter Wind um mich herumschwebt. Und jeden Morgen, wenn ich das Klassenzimmer betrete, sehe ich all die Engel welche mir in meiner traurigsten Phase halfen. Nicht jeder hat so viel Glück wie ich es hatte. Und dafür bin ich sehr dankbar. Mein Leben lang wusste ich nicht, dass ich so gute Freunde finden würde. Und das ist auch gut so. Denn was wäre die Welt ohne Neues? Was wäre Glück ohne Pech? Was wäre Freude ohne Trauer? Was wären Freunde ohne Feinde?
Gar nichts.