Wie Rotkäppchen in den Wald geschickt wurde
~ eine Tragödie in Reimform ~
Mutter:
Großmutter hat Geburtstag heut.
Bring Kuchen ihr, dass sie sich freut.
Rotkäppchen:
Dunkel ist’s im Finsterdickicht,
Wo man die Wölfe heulen hört,
Wo Schatten lauern,
Klauen greifen,
Wo jeder Schritt die Stille stört.
Mutter:
Kind, nun stell dich nicht so an.
Der Wolf dich doch nicht hören kann!
Rotkäppchen:
Wölfe haben gute Ohren!
Gute Augen!
Großen Mund!
Mutter:
Drum lauf schnell, bist sonst verloren.
Bleib nicht stehen, ‘s ist ungesund.
Rotkäppchen:
Wege sind so schnell verlassen
Blumen blenden den Verstand
So schön und bunt…
Mutter:
Kind, bleib gelassen.
Tritt nicht über den Wegesrand.
Rotkäppchen:
Und wenn der böse Wolf mir naht?
Mutter:
Tja, dann hast du den Salat.
Rotkäppchen:
Der Wolf wird mich fressen,
mit Haut und mit Haar!
Mutter:
Ach, Kind, hör auf mit dem Trara!
Rotkäppchen:
Das endet ganz bestimmt nicht gut…
Mutter:
Sei tapfer, fasse neuen Mut.
Nimm einfach diese Flasche hier.
Reich mir den Korb, ich geb‘ sie dir.
Und wenn der Wolf dir naht, mein Mädel –
Ziehst ihm die Flasche übern Schädel!
Rotkäppchen:
Ja, Mutter, das will ich tun.
Dann wird der Wolf für immer ruhn.
Erzähler:
Und als ein Tag vergangen war
Da war das Wölflein nicht mehr da.
Erst schlug‘s das Mädchen mit der Flasche
Dann kam der Jäger mit der Flinte
Da färbte sich die Erde rot
Da war das arme Wölflein tot.
Wölflein's End.
Vorhang