Aus dem Weltraum ist das enorme Ausmaß der Katastrophe gut erkennbar: Über weiten Teilen Südamerikas hängen dicke Rauchschwaden. Die Aufnahmen des NASA-Satelliten DSCOVR stammen vom 03. September 2024 und zeigen die Auswirkungen der gewaltigen Waldbrände, die derzeit in weiten Teilen Südamerikas wüten. Die Rauchwolken der Brände erstrecken sich von Ecuador über Peru und Bolivien bis Paraguay.
Laut Karla Longo, einer Wissenschaftlerin vom National Institute for Space Research (INPE) waren zwischenzeitlich fast 60 Prozent Brasiliens mit Rauch bedeckt – der Ruß und die Partikel verbreiten sich landesweit. Dadurch war die Luftverschmutzung in São Paulo, Brasiliens größter Stadt, vor wenigen Tagen weltweit am höchsten. Aufgrund des Smogs und der schlechten Luftqualität fielen hier zwischenzeitlich Flüge aus und Schulen mussten schließen.

Ursache der außergewöhnlich hohen Rauchbelastung ist eine Rekordzahl an Waldbränden, die innerhalb der letzten Wochen ausbrachen. Allein um São Paulo wurden über 3.500 Brände gemeldet. Viele weitere Regionen Brasiliens kämpfen seit Wochen gegen die Flammen. Besonders dramatisch ist die Lage im Amazonasgebiet – hier sind nach Angaben des WWF bereits 20 Prozent des Regenwalds zerstört. Er ist einer der letzten verbliebenen großen Urwälder der Erde und besonders wichtig für das Klima, da er sehr große Mengen des Treibhausgases CO2 bindet. Insgesamt hat sich nach Angaben des INPE die Zahl der Brände im Amazonasgebiet seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.
Illegale Brandrodung sorgt für vermehrte Waldbrände
Laut Behörden sind dafür hauptsächlich der Ausbau der industriellen Landwirtschaft und die damit einhergehende, oft illegale, Brandrodung verantwortlich. Zusätzlich wurde die Situation durch die schlimmste Dürre des Landes seit Jahrzehnten verschärft, die Experten dem Klimawandel zuschreiben.
Auch Brasiliens Umweltministerin Marina Silva glaubt an absichtliche Brandrodung. Sie bezeichnete den Anstieg der Waldbrände im ländlichen Raum um São Paulo als "ungewöhnlich" und sagte, die Bundespolizei untersuche die Ursachen. Silva vergleicht die derzeitige Situation mit den "Tagen des Feuers" im Jahr 2019. Damals verabredeten sich verschiedene Farmer des Landes dazu, gezielt illegale Brände zu legen, um beispielsweise Platz für neue Weideflächen zu schaffen.
Jedes Jahr zwischen Juni und Oktober herrscht Trockenzeit im ansonsten feuchten Regenwald. Viele Bauern und Landwirte nutzen diese Jahreszeit, um Land zu roden. Sie fällen Bäume und setzen diese gezielt in Brand. Die Gründe reichen von Flächenbedarf für Viehzucht oder Felder bis zu illegalem Bergbau. Der umgebende Wald an den Rändern der neu geschaffenen Felder und Weiden ist normalerweise feucht genug, um das Feuer zu stoppen. Anhaltende Dürre im Amazonas führt jedoch oft dazu, dass Brände außer Kontrolle geraten und rießige Waldgebiete zerstören.
Die Brandrodung in Brasilien ist oft illegal oder geschieht in Naturschutzgebieten, die gesetzlich geschützt sein sollten. Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva versprach zu seinem Amtsantritt 2023, die illegale Abholzung des Regenwalds bis 2030 stoppen zu wollen. Unter Lulas Vorgänger Jair Bolsonaro hatte diese zuletzt stark zugenommen.