Längere Trockenzeiten Starke Abholzung am Amazonas führt zu weniger Niederschlag

Rodung im Regenwald
Intakte Regenwälder erzeugen ihren eigenen Wasserkreislauf – Rodungen stören diese Prozesse des Ökosystems
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Die Abholzung des Regenwalds im Amazonasgebiet führt zu weniger Regen in der Trockenzeit und steigenden Temperaturen. Das zeigt eine neue Studie. Was das für das Ökosystem bedeutet

Sonne und Regen, Hitze und Feuchtigkeit prägen das Klima im Amazonas-Regenwald. Das ganze Jahr über ist es hier feucht und warm, die Temperaturen schwanken nur wenig – entsprechend gibt es lediglich zwei Jahreszeiten: die Trockenzeit und die Regenzeit.

Für die Regulierung des regionalen, aber auch globalen Klimas spielt der mit rund sechs Millionen Quadratkilometern größte Regenwald der Erde eine Schlüsselrolle. Doch durch Klimawandel und wirtschaftliche Interessen ist er massiv bedroht. Vor allem Agrarindustrie, Holzwirtschaft und der Bergbau treiben die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet voran.

Abholzung hat Einfluss auf Regen

Eine neue im Fachmagazin "Nature Communications" veröffentlichte Studie der Universität Sao Paulo in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zeigt nun den Zusammenhang zwischen der Entwaldung des Amazonas-Gebiets und der regionalen Verringerung von Niederschlagsmengen in der Trockenzeit.

"In den letzten 35 Jahren war die Entwaldung für etwa 75 Prozent des Rückgangs der Niederschläge in der Trockenzeit verantwortlich", so das Team. Und nicht nur das: Auch die Lufttemperatur ist seit 1985 um etwa zwei Grad Celsius gestiegen – rund 16,5 Prozent davon gehen auf lokale Rodungen zurück, der Rest ist eine Folge des Klimawandels. 

Für die Studie analysierten die Wissenschaftler um den Physiker Marco Franco Satelliten- und Klimadaten aus den Jahren 1985 bis 2020 aus 29 brasilianischen Regionen, die einen Bereich von rund 2,6 Millionen Quadratkilometern des Amazonas-Regenwaldes abdecken. Insgesamt betrugen die Niederschlagsmengen dort in der Trockenzeit 281 Milliliter, in der Regenzeit 1.097 Milliliter.

Deutlich weniger Regen in der Trockenzeit

Dass Team stellte fest, dass diese Mengen in der Trockenzeit – parallel zum Rückgang der Waldbedeckung von 89,1 auf 78,7 Prozent des Gebietes – um insgesamt um rund 21 Millimeter gesunken sind. Auch die Länge der Trockenzeit hat sich in den stark abgeholzten Gebieten im Vergleich zum Jahr 1979 um rund 5 Wochen verlängert. 

Um den Zusammenhang zwischen Abholzung und Niederschlagsmengen zu verstehen, muss man wissen, dass intakte Regenwälder ihren eigenen Wasserkreislauf erzeugen. Über ihre Blätter verdunsten die Pflanzen Wasser aus tiefen Bodenschichten. Das Wasser steigt auf, kondensiert und fällt als Regen oder Nebel wieder zu Boden. Werden die Bäume gerodet, kann diese Evapotranspiration – also die Abgabe von Wasser durch Verdunstung – nicht mehr stattfinden. Die Folge: Die Luft wird trockener, Wolken bilden sich seltener und Trockenzeiten verschärfen sich. Außerdem erhitzt sich der Boden ohne Bewuchs schneller, was die Luftzirkulation beeinflusst und die Ausbildung von Gewitterwolken hemmt.

"Wenn die Entwaldung unvermindert anhält, wird die Gesamtniederschlagsmenge während der Trockenzeit weiter zurückgehen und die maximale Oberflächentemperatur weiter ansteigen", warnt das Team. Basierend auf den berechneten Daten prognostizieren sie für die Amazonasregion im Jahr 2035 einen Gesamtanstieg der Temperatur um 2,64 Grad und einen Rückgang der Niederschläge um 28,3 Millimeter pro Trockenzeit im Vergleich zu 1985. 

Das Ökosystem gerät ins Wanken

Dies könne das Ökosystem des Amazonas in einen zunehmend instabilen Zustand bringen und sich auch auf andere Regionen auswirken, so das internationale Team. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Entwaldung im Amazonasgebiet bereits jetzt die Monsunmuster in Südamerika verändert.

Prognosen sind jedoch schwierig, denn die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Entwaldung und Wasserkreislauf im Amazonasgebiet sind komplex und schwer vorhersehbar. Trotzdem sei es "wichtig, die weitere Entwaldung zu stoppen, damit die Klimaresilienz des Amazonasgebiets erhalten bleibt", so das internationale Forscherteam.

Franca Krull