Menschen tun es, aber auch Affen, Delfine, Kraken und sogar Vögel: Sie benutzen Werkzeuge, um an Nahrung zu gelangen. Und der Kreis der Hochbegabten scheint immer größer zu werden. Auch Fische sind clever genug, sich Hilfsmittel zu suchen, wenn es darum geht, den Hunger zu stillen.
Lippfische sind dafür bekannt, dass sie Steine als "Amboss" benutzen: Sie schnappen sich einen Krebs oder eine Muschel, krümmen sich und schmettern ihre gepanzerte Beute mit Wucht gegen die harte Unterlage. Oft braucht es mehrere Versuche, bis die Tiere an das weiche Innere ihrer Opfer gelangen.
Tierisch intelligent: Diese Arten benutzen ihre eigenen Werkzeuge
 
Tierisch intelligent: Diese Arten benutzen ihre eigenen Werkzeuge
Dass diese Fähigkeit so lange unentdeckt blieb, liegt wohl auch in der Natur der Sache. Denn was sich am Korallenriff abspielt, bleibt der Forschung oft verborgen. Umso wichtiger sind Beobachtungen von Tauchern.
In einer neuen Studie hat ein Forschungsteam aus Australien, Brasilien und von den Caicosinseln nun neues Beweismaterial gesichtet. Darunter dreizehn Videos und drei detaillierte Beschreibungen, die Taucher auf der Citizen-Science-Plattform "Fish Tool Use" hochgeladen hatten. Wie das Team im Fachmagazin "Coral Reefs" berichtet, gibt es unter den Lippfischen mindestens fünf verschiedene Arten der Gattung Halichoeres, die Ambosse gebrauchen. Drei der Spezies wurden zum ersten Mal überhaupt dabei beobachtet.
Mehr Spezies, weitere räumliche Verbreitung
Damit gibt es nicht nur mehr Fischarten als angenommen, die Werkzeuge gebrauchen. Der Werkzeuggebrauch ist auch räumlich weiter verbreitet als bislang bekannt. Denn Lippfische benutzen den neuen Beobachtungen zufolge nicht nur im tropischen Pazifik, sondern auch im westlichen Atlantik Hilfsmittel, um an Nahrung zu gelangen.
"Der Gebrauch von Werkzeugen wird normalerweise mit dem Menschen in Verbindung gebracht," sagt die Erstautorin der Studie, Dr. Tariel-Adam in einer Pressemitteilung. "Aber dieses Verhalten ist ein Beweis dafür, dass Fische viel klüger sind, als wir ihnen zutrauen."
Hilfsmittel zu nutzen, um an Nahrung zu gelangen, war noch vor wenigen Jahrzehnten ein wissenschaftlich anerkanntes Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier. Doch die Grenze begann mit Beobachtungen der Primatenforscherin Jane Goodall zu bröckeln.
Nachdem sie im Jahr 1960 ihrem Mentor Louis Leakey geschildert hatte, wie Schimpansen mit Grashalmen Termiten angeln, antwortete der Paläoanthropologe: "Jetzt müssen wir das Werkzeug neu definieren, den Menschen neu definieren – oder den Schimpansen als Menschen akzeptieren."
 
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
