Der Grottenolm ist eines der seltensten Tiere Europas und vielleicht auch eines der seltsamsten: Früher hielt man den schlanken Lurch mit den kurzen Beinchen für ein Drachenbaby. Wegen seiner rosafarbenen Haut wird er in Kroatien, Serbien und Slowenien auch Menschenfischlein genannt.
Der blasse und blinde Olm bevorzugt es nass und vor allem dunkel: Man findet ihn daher in den überfluteten Zonen finsterer Karsthöhlen, natürlicherweise östlich der Adria. Auch wenn die rund 30 Zentimeter lange Amphibie mit ihren rückgebildeten Augen (im Schwarz der Höhle wären Sehorgane nutzlos) nichts erblicken kann, meidet sie Helligkeit.
Es wird von Exemplaren berichtet, die ein Jahrhundert alt geworden sind
Strahlt man den Grottenolm mit einer Taschenlampe an, huscht das lichtscheue Wesen davon: Den Schein nimmt der Lurch über seine empfindliche Haut wahr. Im Höhlenwasser schnappt der Olm hin und wieder nach kleinen Krebsen und Würmern.
Viel Nahrung braucht das Tier nicht: Etliche Monate lang kann es auf jedwede Kost verzichten. Der Grottenolm ist eben genügsam. Einer, der langsam lebt. Und lang! Es wird von Exemplaren berichtet, die erst im methusalemischen Alter von 100 Jahren das Zeitliche segneten.
Auch mit der Geschlechtsreife lässt sich das sonderbare Tier viel Zeit
Vielleicht ist ja sein Geheimnis, dass er sein Larvenstadium nie wirklich hinter sich lässt. Anders als Salamander (mit denen er verwandt ist) vollzieht der Grottenolm keine vollständige Metamorphose zum erwachsenen Tier. Erkennbar zum Beispiel an den für Larven typischen Kiemen. Gewissermaßen bewahrt sich die Amphibie einen Teil ihrer Jugend.
So lassen sich die Tiere auch mit der Geschlechtsreife viel Zeit: Es dauert mehr als zehn Jahre, bis die Weibchen fruchtbar werden. Und sie pflanzen sich nur alle zehn bis 15 Jahre fort. Selbst der Nachwuchs braucht lang: Erst nach 140 Tagen schlüpfen die Kleinen aus den Eiern.